Die NIKON FE /FM Serie (1977-2006) - Die "Unzerstörbaren"

(c) Frank Mechelhoff                                       NEU Juli 2022             English translation English

Nikon FE FM w.
          Pentax KX, K2
Bild: Nikon FE2 (links), FM (rechts). 2. Reihe Pentax K2 und KX

1977
stellte Nikon die FM vor, eine Mittelklasse-SLR mit TTL-Nachführmessung und mechanischer Steuerung. Sie entsprach technisch der ein Jahr zuvor vorgestellten Pentax KX und war von den Abmessungen her minimal kleiner (142x89,5x60,5mm) und vom Gewicht her minimal leichter (590g).
Funktional ersetzte sie die Nikkormat FT2 bzw. FT3, die  allesamt deutlich größer und schwerer waren (148x85x54mm, 750g) und noch auf der Nikkormat FT von 1965 basierten. Insofern war sie die erste "etwas kompaktere" (=größenmäßig der Konkurrenz entsprechende) Mittelklasse-SLR von Nikon.
Sie war in schwarz und chrom erhältlich und begründete eine lang produzierte und erfolgreich verkaufte SLR, die eine ganze Produktreihe begründete, und die Nikkormat-Cameras (1965-1977) ersetzte.

Nikon FM - Pentax
        KX

Der Verschluss der FM ist ein vertikal ablaufender Metall-Sektionalverschluss (Copal CCS) mit 1/125s Synchronzeit und erlaubte Zeiten von 1s. - 1/1000s und B. Die Lamellenverschlüsse in Kompaktbauweise von Copal spielten für die FM/FE-Serie von Nikon eine wichtige Rolle. Sie (und die von Seiko) waren in den 1970'ern wichtige Treiber um Cameras immer kompakter zu bauen, sorgten aber auch für gewisse Vereinheitlichung und Ähnlichkeiten (die Aufgabe der Werbung war es dann, Unterschiede und Einzigartigkeit herauszustellen). Nikon gehörte dabei zu jenen, die auf Copal als Hersteller setzten.
Die Filmempfindlichkeitseinstellung der FM isr, dem Stand jener Zeit nun entsprechend, im Verschlusszeitenknopf integriert anstatt auf einem Ring ums Objektiv herum wie bei den Nikkormaten.
Wie bei der Pentax KX erfolgt die Belichtungsmessung mittels Gallium-Photodioden und mittenbetont (60/40), statt wie zuvor mit CdS-Zellen. Ebenso ist die eingestellte Blende (für AI-Objektive mit deren extra kleiner Blendenskala) eingespiegelt. Statt einer Zeitenreihe mit Zeiger und Kelle gibt es im Sucher auf der rechten Seite nur drei rote LEDs. Wenn die mittlere leuchtet, stimmt die Belichtung. Links gegenüber ist die Belichtungszeit immerhin mechanisch eingeblendet. Das Ganze ist daher nicht wirklich übersichtlich, und die Punkte fürs Handling gehen daher an die Pentax - wenngleich ich zugeben muss, dass ich das Auslösegeräusch der Nikon FM bevorzuge - das Spannen des Verschlusses ist wiederum weicher mit der Pentax...

Finder View Nikon FM

Nikon hatte im gleichen Jahr (1977) das AI-System ("Automatic Indexing") eingeführt, und damit das alte System mit den "Hasenohren" auf den Blendenringen, und entsprechende Fühlern an der Camera abgelöst. Dieses, im Nachhinein Non-AI oder auch Pre-AI genannte System (alle F-Objektive seit 1959) war recht aufwendig, sowohl mechanisch als auch vom Ablauf beim Objektivwechsel.
Beim AI-System mussten vor dem Wechsel die Objektive nun nicht mehr auf f/5.6 gestellt und dann mit der Camera ("ritsch-ratsch") abgeglichen werden. Stattdessen erfolgt die Verbindung zwischen Camera und Objektiv hier über eine eingefrästen Stufe im Blendenring und entsprechenden Fühlerring und -noppen an der Camera. Ähnlich machte es Minolta mit dem MD-Bajonett. Die Blendenringe der alten Objektive konnten durch den Nikon Service entsprechend umgebaut, oder getauscht werden.
Bei der Nikon FM und FE konnten NonAI-Objektive immerhin noch im Arbeitsblendenmodus verwendet werden, also wie bei Pentax mit ihren alten M42-Objektiven mit Adaptern. Bei ihren Nachfolgern (ab FM2, FE2) gar nicht mehr.
Nikon produzierte die AI- und späteren AIS-Objektive aber noch lange weiter mit den "Hasenohren" (coupling prong), wohl für alte Benutzer der Nikon F oder F2 (und Voigtländer noch heute). Die AI-Kupplung erforderte neue Cameramodelle, deren erste noch in der Nikkormat-Familie vorgestellt wurden. Die erste "originäre" fürs AI-System konstruierte Camera war jedoch die FM. Die erste "Profi" Camera für AI kam erst drei Jahre später heraus, die F3 (1980).

NonAI AI Difference Lens
Bild (verändert) von Runner1616 (commons wikimedia)

Die Nikon FE - Zeitautomat (1978)

Nikon FE Top deck
Image (modified) from Edgar Bonet, Wikimedia Commons.

Ein Jahr nach der FM mit Nachführbelichtungsmessung schob Nikon einen Zeitautomaten im gleichen Gehäuse nach. Die FE basierte auf dem entsprechenden elektronisch gesteuerten COPAL-Sektionalverschluss. Die FM und FE waren auf den ersten Blick nicht zu unterscheiden, zumal sie auf der Vorderseite keine Modellkennzeichnung hatten, außer im Zeitenrad und der Filmempfindlichkeitseinstellung um die Rückspulkurbel.
Die FE ersetzte die früheren Zeitautomaten (noch mit CdS-Zellen) Nikkormat EL bzw. der nur kurz gebauten Nikon EL2 und übernahm auch deren Sucherbild, zusätzlich ist die eingestellte Blende eingespiegelt.
Sie entspricht damit funktional und in den Gehäuseabmessungen der zwei Jahre zuvor vorgestellten Pentax K2 (die einen prinzipiell gleich aufgebauten SEIKO-Verschluss verwendet), ist aber leichter als diese (599g). Das Sucherbild entspricht der K2-DMD. Der elektronisch gesteuerte Verschluss funktioniert nur mit Batterien, oder 1/90s manuell (Synchronzeit) ohne Belichtungsmessung. Die Pentax hat hier jedoch schon 1/125s.

Viewfinder Readout Nikon
        FE

Die FE war mit DM 785,- nicht unerheblich teurer als die FM (DM 525,- - jeweils 1979 ohne Objektiv). Der Automatik-Komfort kostete ganz schön extra! Puristen griffen zur günstigeren FM und verachteten die FE, sie war auch gebraucht gefragter. Am Markt tat sich die FE gegen andere Automatik- bzw. Multiautomatikmodelle schwer, die gleich gute Bedienungseigenschaften aufwiesen, aber in gewissem Grad moderner waren, sich auch besser verkauften: In erster Linie die CANON AE-1 (1976) und die Minolta XD-7 (1977). Aber natürlich profitierte sie vom guten Namen NIKON. Minolta wurde als "Amateurmarke" nicht ganz ernstgenommen, obwohl sowohl die XD-7 als auch ihre Nachfolgerin X-700 vielleicht die besten Cameras ihrer Klasse waren, und CANON war nach ihrer verfehlten Modellpolitik in den späten 60'ern schwer in die Krise geraten, hatte nur mit Glück und dem guten Absatz ihrer Taschen- und Tischrechner überlebt, und erst mit dem Verkaufserfolg der AE-1 und Program AE-1 und dem Anwachsen des FD-Systems zu der Gruppe von Cameraherstellern aufgeschlossen, die später die "Big Five" genannt wurden: Canon, Minolta, Nikon, Olympus, Pentax - in alphabetischer Reihenfolge, wobei Olympus immer der Kleinste der Gruppe war.

Die Nikon FM2 - Erste SLR mit 1/4000s (1983-2001)

Nikon FM2

Das Nachfolgemodell der FM - mit großer Werbung und langer Wartezeit vorgestellt - erhielt einen neuen, damals schnellsten Schlitzverschluss der Welt (ebenfalls von Copal) mit 1/4000s -1s, und X 1/200 als schnellster Synchronzeit und B. Die Verschlusslamellen sind aus Titan und profiliert - wobei es das ähnlich auch schon gab bei der Nikon F 1959, die sich noch mit 1/1000s und 1/60s begnügen musste.
Da der AI-Blendenmitnehmer bei der FM-2 nicht mehr mit einem winzigen Gelenk umlegbar ist, können NonAI-Objektive mit dieser Camera (und allen später vorgestellten) nun nicht mehr verwendet werden.
Dafür hat die FM2 wechselbare Einstellscheiben, was in der gehobenen SLR-Mittelklasse dem damaligen Standard entspricht.
1989 wurde die FM2 durch die FM2n abgelöst, mit den einzigen Unterschieden von 1/250s Synchronzeit statt 1/200 und Schlitzverschluss nunmehr mit Aluminiumblättern. Die 1/200 Einstellmöglichkeit konnte damit wegfallen. 1994 gab es noch ein Sondermodell mit Titan (800 DM teurer aber nicht unbedingt hübscher). Bei diesem sind Oberteil, Unterteil und Rückwand aus Titan, das Chassis dagegen aus Alumium. Während die FM 590g wiegt und die FM2n ca. 540g, liegt das Gewicht der FM2n/T bei 515g. Sie ist die leichteste der ganzen Serie.

Nikon FM2n Oberseite

Die Nikon FE2 - Zeitautomat mit 1/4000s (1983-1988)

1982/83 wurde die FE durch die FE2 abgelöst, die (wie bei der FM2) einen neuen superschnellen Verschluss mit 1/4000s als schnellste Verschlusszeit erhielt, hier elektronisch gesteuert, und bis 8s, sowie 1/250s als einzige batterielose Arbeitsmöglichkeit. Mit 19 Einstellungen auf dem Verschlusszeitenrad ist dies damit nun leicht überfrachtet. Aber gut, man kann es auch immer auf "A" stehen lassen. Die Sucheranzeige - traditionell mit Zeitenskala, Zeiger und Kelle - entspricht fast genau der FE, sinnvollerweise hinzugekommen ist eine Belichtungskorrekturwarnung (rote LED) auf der rechten Seite. Das bietet die Konkurrenz auch schon länger.

Bild: Nikon FE2 mit dem Reportage Weitwinkel 35/1.4 in AI-Ausführung
Nikon FE2 m. Nikkor AI
        35/1.4

Bild: Oben Vorgängermodell Nikkormat EL mit Nikkor-H.C. 85/1.8 NonAI mit entsprechender Blendenkupplung, Unten Nikon FE2 mit Nikkor-AIS 85/1.4 --- Die EL, von den Bedienelementen der FE-Serie schon sehr ähnlich, ist eine meiner Lieblings-Nikons, weil sie als einzige  mit nahezu allen F-Objektiven seit 1959, egal ob NonAI, AI, AIS, AF - solange sie die "Hasenohren" haben - Belichtungsautomatik mit Offenblendmessung bietet. Das kann man wohl Vorwärts- und Rückwärtskompatibilität nennen. Die FE2 dagegen funktioniert mit NonAI-Objektiven überhaupt nicht!
Nikkormat EL und
        Nikon FE2 mit 85ern

Nachdem die Fans die FE zunächst verachteten, weinten dann alle, als ihre Nachfolgerin 1988 ersatzlos eingestellt wurde.
Denn nun gab es nur noch die F801, erste semiprofessionelle NIKON mit Autofocus und integriertem Motor (3.3 B/s) und superschnellem Verschluss mit 1/8000s als schnellste Belichtungszeit. Aber diese sind nicht Teil meiner Chronik --- ich habe diese plastikmäßigen Cameras nie gekauft und die ganzen 90'er mit meinen alten Cameras fotografiert.
 

Die Nikon FA - 1983-1989

Nikon FA
Nikon FA
              controls
Die Nikon FA war die technisch ausgefeilteste Camera der Familie und sollte urspünglich die FE ablösen, wurde dann aber separat vermarktet, was vermutlich eine gute Idee war. Sie hatte den gleichen Verschluss wie die FE2, aber zusätzlich Blenden- und Programmautomatik. Gehäusehöhe und Prisma waren etwas voluminöser als ihre Seriengeschwister (Abmessungen 142.5 x92x64.5mm, 625g Gewicht. Wiederum war Nikon hinsichtlich Kompaktbau nicht auf der Höhe der Zeit.
Trotz des hohen Preises (1.175 DM in chrom 1984, die FE-2 in chrom war für 775 DM zu haben - eine F3 in Schwarz mit Normalsucher DE-2 kostete nicht viel mehr, 1.335 DM) war die Nachfrage anfangs hoch, weil sie die erste Nikon mit Multiautomatik war (Canon hatte einen Multiautomaten mit der A-1 bereits seit 1978!). Unglücklicherweise erwies sich die komplexe Elektronik der Camera nicht als zuverlässig, so dass sie insgesamt wenig Erfolg am Markt erzielte und ein Außenseitermodell blieb. Die CANON A-1 dagegen blieb für sieben Jahre ein Dauerbrenner.

Das Ende: Die Nikon FM3a (2001-2006)

Die Nikon FM3a hätte eigentlich FE3 heißen müssen, denn sie basierte auf der FE2 und hatte Zeitautomatik. Sie wurde 2001 als letzte Manual Focus Camera präsentiert, als längst fast nur noch Multiautomaten, Autofocus und integrierter Motor (alles in Plastikgehäusen) verkauft wurde, und blieb ein Auslauf- und Nischenmodell. Man hatte die Nachfrage überschätzt. Das Angebot an ungebrauchten "New in Box" Cameras ist bis heute hoch, und die Verarbeitung wirkt nicht so solide wie bei den Modellen aus den 1970'ern oder 1980'ern.

Davon abgesehen dass schon zu Beginn die Pentax K-Serie die besseren, auch besser verarbeiteten Cameras waren. Aber sie kamen halt nicht von Nikon.
Auch wenn Nikon die Robustheit dieser Cameras in der Werbung immer herausgestellt hat, wird diese, und die Langlebigkeit häufig überschätzt. Zugegeben, die von COPAL zugelieferten Verschlüsse sind zuverlässig, haltbar und genau - das ist auch von anderen Cameras bekannt, in denen sie verbaut wurden. Und das ewige Leben haben sie auch nicht....

Nikon FM3a

Die Nikon FM10 (1995 - ca.2017)

Zumindest das Schicksal der FM3a, als unverkaufte "Kultcamera" in irgendwelchen Lagerstätten zu verstauben, ohne dass je ein Bild mit ihnen geschossen wird, ist der Nikon FM10 erspart geblieben. Dies ist eine von Cosina in Nikon-Auftrag gebaute, robuste Gebrauchscamera auf Basis der CT1-Super von 1986, die zu einem großen Teil aus Kunststoff besteht. Mit der "echten" FM hat sie somit nichts zu tun - außer der Spezifikation!
Denn auch die FM10 ist eine manuell einstellbare SLR mit TTL-Nachführbelichtungsmessung, mechanisch gesteuertem Lamellen-Schlitzverschluss, mit 1/2000-1s und B, Synchronzeit 1/125s, deren zwei LR44-Knopfzellen nur für die mittenbetonte TT-Messung und LED-Lichtwaage im Sucher (rot-grün-rot) erforderlich sind. Von den Abmessungen ist sie kompakter als die übrigen (139x86x53mm) und auch leichter (420g). Abblendtaste, mechanischer Selbstauslöser, Blitzschuh mit Mittenkontakt und Mehrfachbelichtungshebel sind auch vorhanden, das Objektivbajonett ist Nikon-F mit AI-Kupplung. Es gab sie auch mit Blendenautomatik, als FE10, in wenigen Märkten (hauptsächlich Drittweltländern)


Nikon FM10

Ab 2006 war sie die letzte filmbasierte manuell fokussierte Kamera, die Nikon vertrieb. Im Herbst 2018 war sie zwar nicht offiziell abgekündigt, aber auf der Nikon-USA Seite als "momentary out of inventory" gelistet" (laut Christian Zahn)

Wenn Maschinen Glück empfinden könnten, wären sie glücklich wenn sie gemäß ihrer technischen Spezifikation bis zum verschleißbedingten Lebensdauerende von Menschen benutzt würden, und nicht in Regalen oder Vitrinen verstaubten. Unzählige Menschen werden mit diesen einfachen, robusten Cameras schöne Momente in ihrem Leben erfolgreich festgehalten haben, und für manchen mögen sie der erste Schritt zu ernsthaft und mit qualitätvoller Ausrüstung (hier mit dem Logo "NIKON") betriebener Fotografie geworden sein. Denn das ist allein, was zählt!


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