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Der neue Besitzer ahnt
insbesondere in dem von Benno Thorsch
und Alois Hoheisel fertiggestellten
Entwurf einer neuen Kleinbild-Spiegelreflexcamera ein gutes Geschäft.
Bisher gibt es nur eine einzige Kleinbild-SLR auf dem Markt: Die Kine-Exakta der
Ihagee Werke (ebenfalls in Dresden), aber diese Camera ist recht groß
und kostet in der einfachsten Ausführung 200 RM - sehr viel Geld zur
damaligen Zeit, fast 1 1/2 Durchschnitts-Monatslöhne (und teurer als
eine 6x9 Messucher-Rollfimcamera einer Top-Marke wie Zeiss-Ikon
oder Voigtländer). Kleinbild ist noch etwas für betuchte Fotografen;
einen Vergrösserer braucht man ja auch noch! (bei Rollfilm kann man
sich mit Kontaktabzügen behelfen die man zur Not mit Durchlicht
im
Badezimmer anfertigen kann) Die "Praktiflex" wird 1939 auf der Leipziger Frühjahrsmesse gezeigt (Warenzeichen geschützt, aber keine Patente!). Der Schlitzverschluss funktioniert ähnlich wie bei der Leica. Blitzsynchronisation, Selbstauslöser oder Langzeitenwerk gibt es nicht (Verschlusszeiten 1/500-1/20s und "B"). |
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Die Liste der
Standardobjektive für die günstige Praktiflex liest
sich wie das who-is-who der Hersteller deutscher Spitzenoptik der
Vorkriegszeit:
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Mit
"Praktiflex" und "Praktica" zu Weltruhm Charles A. Noble Das Gerücht war bösartig, und Max Seydewitz hat es in die Welt gesetzt. In seinem Buch "Die unbesiegbare Stadt" unterstellte er dem Niedersedlitzer Kameraproduzenten Charles Noble, er habe das Zeichen zur Zerstörung Dresdens gegeben und in seiner Villa San Remo das grauenhafte Schauspiel der auflodernden Flammen und den Zusammensturz der kostbaren Kulturdenkmäler genossen. Familie Noble bangte am 13. Februar 1945 wie Hunderttausende Dresdner im Luftschutzkeller um Besitz und Leben. Charles Nobles Sohn John, damals 20 Jahre alt, hisste beim Einmarsch der Sowjets auf "San Remo" die US-Flagge. Am 5. Juli wurden Vater und Sohn verhaftet und im berüchtigten Todeslager Mühlberg interniert. Über Buchenwald gelangte John Noble in den sibirischen Gulag Workuta. Sein Vater, 1952 aus Waldheim entlassen, bemühte sich über zahlreiche Petitionen, den Sohn frei zu bekommen. Das gelang 1955, nachdem Noble die Presse mobilisiert und Präsident Eisenhower sich für die Freilassung eingesetzt hatte, Charles A. Noble war noch viele Jahre als Berater in der Fotoabteilung bei General Motors tätig. Er starb 1983 in Detroit. Sir John kehrte nach 50 Jahren in die Stadt seiner Jugendzeit zurück und begann das Wagnis, auf einem übermächtigen Markt seine Kameras unterzubringen. S. Thiele |