Japan's erste SLR: Die ASAHIFLEX

(c) Bilder und Texte Frank Mechelhoff                                                                        update März 2013
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  Asahiflex
Asahi Optical machte sich ab 1939 einen Namen als Hersteller von Luftbildkameras fürs Militär, nach dem Krieg  von Jupiter-Kleinferngläsern (6x15) und vergüteten Linsen allgemein, die u.a. für Microcameras verwendet wurden, die eine kurze Zeit lang in Mode waren.
Die frühe Geschichte der heute als PENTAX bekannten Firma ist durch den italienischen Asahi Optical Historical Club recht gut beschrieben.

Um 1950 suchte man ein neues Produkt, und der Präsident beauftragte seine beiden Ingenieure Nobuyuki Yoshida (für die Cameragehäuse zuständig) und Ryohei Suzuki (Objektive) eine kompakte und leistungsfähige Kleinbild-SLR zu konstruieren, die mit den modernsten Messsucher-Cameras konkurrieren konnte. Man war damit mutiger als die Konkurrenz von NIKON und CANON die zu jener Zeit noch Leica oder Contax kopierten.

Präsident Saburo Matsumoto hatte 1935 eine "Reflex-Korelle" aus Deutschland (Franz Kochmann, Dresden, 6x6) erworben. Laut Firmenlegende nahm man diese Camera zum die man zum Ausgangspunkt der Entwicklung. Das Ergebnis geriet aber viel kompakter: Die Asahiflex hat das Format einer Leica-III. Sie ist bedeutend kleiner als alle zuvor konstruierten Film-SLR's.

Prakt-Asahiflex
Praktiflex (ca. 1942) m. sehr schön verarbeitetem, schwerem Schneider-Kreuznach Xenar - vierlinsiger
Tessar-Typ - f:4,5 F=10,5cm von 1939 neben Asahiflex IIa (1954) mit dreilinsigem  3.5/100mm
Leica
Vielleicht hatte man auch die "Praktiflex" gekannt, von 1939-1947 von den Kamera-Werkstätten Guthe & Thorsch in Niedersedlitz bei Dresden gebaut, und zu einem Bruchteil des Preises von EXKATA oder LEICA verkauft.

Der erste Asahiflex Prototyp wird im Nov. 1950 fertig und 1953 als Asahiflex-I und Ia gebaut (ca. 18.000 Stück). Sie hat den Rückkehrspiegel (wie die erste Praktiflex). Diese Vorläuferversion des Rückschwingspiegels wird durch das Drücken des Auslösers angehoben und fällt per Schwerkraft nach der Aufnahme wieder nach unten. Dafür ist ein höherer Auslöserdruck erforderlich, und das System funktioniert besonders bei längeren Belichtungszeiten nicht zuverlässig. Der hochklappende und oben verbleibende Spiegel der Exakta ist rein mechanisch die aufwendigere Konstruktion. Während man in Dresden das Konzept nicht weiter verfolgt, verbessert man es bei Asahi Optical und bringt 1954 die erste Camera mit zwangsgekuppeltem, durch den Cameraaufzug mechanisch gesteuerten Rückschwingspiegel, in nennenswerten Stückzahl auf den Markt. Der "Blackout" nach dem Auslösen ist Geschichte!

Im direkten Vergleich mit der Praktiflex, ist die ASAHIFLEX kleiner, feiner, bietet mehr, wirkt solider, besser konstruiert - auf einen Blick die ganz klar bessere Camera! Man hat man das allerhöchste konstruktive Niveau erreicht, wie es von Nachkriegs-Leica, EXAKTA oder auch der britischen WRAYFLEX repräsentiert wird! Dafür ist der Preis niedrig - 130 Dollar mit dem 2.4/58mm - so kann man mit dem etwas einfacheren Schlitzverschluß (B, T, 1/2-1/500s) ganz gut leben. Nicht nur der Verschluß - den man nachbauen darf, nachdem die Deutschen Vorkriegspatente freigegeben sind - auch Dimensionen, Gewicht und Handling der Camera, bis hin zum Langzeitenrad, ähneln der LEICA... eine so kleine SLR hatte bis dato noch niemand versucht zu bauen. Und dies ist exakt der richtige Weg, wie man seriöse Fotografen, die LEICA oder Zeiss-Ikon bevorzugen, für die SLR gewinnt. Auch wenn vorerst noch einige Komfort-Features fehlen, die die LEICA besitzt.

Gamma Duflex
Der mechanisch gesteuerte Rückschwingspiegel wurde - vor der Asahiflex II - erstmals bei der ungarischen Gamma Duflex (1948) verwirklicht. Die Camera wurde nur 500-800x gebaut und basierte auf einem Entwurf von Jenö Delovits aus dem Jahr 1943. Dieser hatte ein Pentaprisma vorgesehen für ein seitenrichtiges, aufrechtes Sucherbild und "eye-level-finder" (wie bei einer Leica). Sucherprismen waren in jenen Jahren, bis zur Contax S, noch nicht in Serie zu fertigen und wurden in der Produktion durch eine Reihe von Spiegeln ersetzt, die die Camera leider wesentlich größer machten und kein helles, großes Bild brachten. Allein hierdurch war kein Erfolg zu erwarten.
Pentax
                      Heliar Links: Das Heliar wie von Voigtländer konstruiert - und von PENTAX weitergebaut bis in die 70'er Jahre als SMC MACRO 4/100mm

 Rechts:
Das "Asahi Heliar": Objektiv zur Asahiflex (58mm f/2.4). Die vordere Gruppe ist dicker und mit stärker gewölbter Kittfläche.

Asahi Heliar
Das Top-Objektiv der Asahiflex ist ein 5-linsiges 2.4/58mm - ein Heliar-Typ. Asahi Optical hat diese Voigtländer-Vorkriegskonstruktion - es gilt als eine der besten Portrait- und Landschaftslinsen der Welt - weiterentwickelt und auf maximale Lichtstärke gebracht. Das probiert sonst kein anderer Hersteller.
Man sieht: hier geht eine erfinderische Company an den Start....  es hätte eine Warnung sein können..!

Von der Asahiflex IIa werden ca. 20.8000, von der einfacheren IIb (ohne Langzeitenwerk) 16.100 Stück verkauft. Die Stückzahlen sind damit höher als die Nachriegs- und recht als die Vorkriegszahlen bei KW! Dies ebnet Asahi Optical den Weg zum Großserienproduzenten. Nicht schlecht für die erste Japanische SLR!

Asahiflex

Rückseiten

Asahiflex

Asahi
Die Asahiflex (1954) zusammen mit ihrer Nachfolgerin, die Asahi Pentax mit Pentaprisma (1957). Sie wurde zum echten Knaller, und verkaufte sich zum doppelten Preis (250 - 300 USD) - damals fast auf Leica-Niveau. Das Foto lässt erahnen, dass die Asahi Pentax konstruktiv auf dem Asahiflex-Gehäuse basiert. Die Ähnlichkeiten setzen sich im Inneren fort. Eine angelenkte Rückwand hatte damals ausser der Asahiflex nur die Contax. Das Finish ist hochwertig und Leica ebenbürtig. Durch den Einsatz von Aluminium anstatt verchromten Messing werden die Objektive trotz Größenzunahme(46mm; zuvor 40mm Filter) um 1/3 leichter. Auch dies wird von anderen Herstellern später so übernommen.

Die Asahiflex hatte 37mm Schraubgewinde, obwohl Contax und Praktika SLR damals bereits M42 hatten. Praktiflex hatte 40,5mm. 37mm betrug auch der Bajonettdurchmesser der Kine-EXAKTA, was für lichtstarke Objektive als zunehmend zu klein empfunden wurde, und auch keine Springblendenübertragung erlaubte. Mit der Asahi Pentax wurde nicht nur der Objektivanschluss vergrössert, sondern auch der Spiegel. Der Spiegelkasten mit den synchronisierten Blitzanschlüssen für FP und X wurde etwas abgerundet, sonst kaum verändert. Auch die äussert haltbare und langlebige Belederung samt Einfassung - die bei CANON übrigens nahezu identisch aussah - und aus Kunststoff bestand, nicht aus Leder oder Vulkanit/Gummi - wurde unverändert übernommen. Diese Cameras sind auch nach 70 Jahren noch griffig und die Belederung wirkt wie neu!


Kompaktheit der Cameras und Objektive bleibt immer ein Vorzug und Wettbewerbsvorteil der PENTAX SLRs gegenüber der Konkurrenz, deren Cameras - besonders die deutschen- mit zusätzlichen Features auch größer werden.

Dennoch werden alle SLRs der nächsten 22 Jahre Größe und Gewicht der Asahiflex überschreiten.

Erst 22 Jahre später
wird PENTAX - als Reaktion auf die Olympus OM-1 - wieder eine SLR bauen, die ebenso klein und zierlich ist wie ihre allererste SLR:

Es wird ihre letzte, rein-mechanische Camera sein - das Ende einer Ära - die Pentax MX.

Wer meint, dass sich heutige Digitalcameras schnell entwickeln, sollte sich das Bild der Asahiflex und der Pentax MX mal ansehen. Zwischen diesen beiden Cameras liegen 22 Jahre, aber mehr als einige Megapixel und ISO Stufen Weiterentwicklung.

Gewichte und Features:

Asahiflex 1954: 
506g Asahi Pentax 1957:
564g
Pentax MX (1976):
488g
Asahi Kogaku Takumar 1:2.4 f=58mm: 
220g Asahi Takumar 1:2.4 f=58mm:
172g
Pentax-M 1:1.7 50mm:
182g

726g

736g

670g


+ Pentaprisma
+ Fresnelllinsen-Einstellscheibe
+ Schnellspannhebel (ca 1 Bild/Sekunde)
+ Rückspulkurbel (15 s. für 38 Bilder)

+ Pentaprisma
+ Schnellspannhebel (ca 1 Bild/Sekunde)
+ Rückspulkurbel (15 s. für 38 Bilder)
+ Selbstauslöser 5-15 s. Vorlauf
+ 1/1000s- 1s auf 1 Zeitenrad
+ Springblende
+ Objektivbajonett statt Schraubgewinde
+ TTL-Belichtungsmessung (Offenblende) mittenbetont
+ LED Belichtungsabgleich im Sucher (Nachfürmethode für Zeit und Blende)
+ Filmempfindlichkeitseinstellung
+ X-Blitzkontakt (Hot Shoe)
+ Camera leichter und kompakter trotz zusätzlicher Features bei gesteigerter mechanischer Zuverlässigkeit

- keine Fresnelllinsen-Einstellscheibe mehr


zur Asahi Pentax/ Pentax K (1957-58)
zur Pentax MX
zur Pentax-Hauptseite

Nachtrag: Steinheil Cassar 105/4.5 für Asahiflex/ Tower

Ein deutsches Wechselobjektiv für die edle Japanerin - so etwas gab es??

Cassar
Eher selten in M37 für Asahiflex zu finden ist das deutsche Steinheil Cassar 1:4,5 105mm, gebaut für das amerikanische Handelshaus Sears, Roebuck &Co. und deshalb mit ihrer Handelsmarke Tower geprägt.

Sears war der erste Importeur der Asahiflex in den USA und hatte das Cassar 1956-1958 im Angebot.

In Deutschland hätte man so etwas bis in die späten sechziger Jahre nie verkaufen können ohne vom Fotohandel und den übrigen deutschen Herstellern boykottiert zu werden!
Cassar
Triplet (Dreilinser) mit Frontlinsenfokussierung, Naheinstellung 3.3ft, leichtgewichtige, dennoch solide Alu-Fassung und manuelle Blende.

Häufiger zu finden in Exakta Mount und M42.

Fassung Duraluminium, dadurch leichter als das Asahi-Kogaku 100/3.5 (ebenfalls Dreilinser)

Ich kaufte das Objektiv mit defekter Blende, erfreulicherweise war die Reparatur relativ unaufwendig (Beschäftigung für einen Samstag-Nachmittag)