Oh..! STYLE, STYLISH, EVEN MORE STYLE...!

(c) Frank Mechelhoff
                                                              Neu JULI 2022          

Gedanken zur OLYMPUS OM und der FTL

Olympus OM4 m. 100/2.0

Wenn es zum Olympus OM System kommt, bin ich schon immer zwiegespalten.

Einerseits bin ich erklärter Fan kompakter Cameras.
Als ich 1980 meine erste SLR kaufte, gab es zwei etablierte kompakte SLR Systeme : Pentax M und Olympus OM (die Nikon EM war ebenfalls kompakt, aber als "Einsteiger"-SLR stand sie eher isoliert und wurde nicht für recht voll genommen).
Andererseits habe ich (erstens), was Bedienung und Platzierung von Bedienelementen betrifft, sehr funktionale Anschauungen. Die Olympus OM-1 und OM-2 haben dort, wo bei anderen Cameras das Verschlusszeitenrad ist, die Filmempfindlichkeitseinstellung (DIN/ASA). Diese ändert man jedoch nur beim Filmwechsel (falls überhaupt). Da man (als Rechtshänder) die Einstellungen vorwiegend mit Zeigefinger, Daumen und Mittelfinger der rechten Hand tätigt, sollten die wichtigsten (und am häufigsten zu ändernden) in deren unmittelbarer Reichweite sein. Das ist Grundsatz beim Handling. Selten zu bewegende Bedienelemente dürfen außerhalb deren Reichweite, und kleiner dimensioniert sein. Das ASA-Rad der OM-1 und OM-2 ist jedenfalls sehr groß und steht zu prominet. Ich vermute indes, dass OM-1 und OM-2 bessere Linkshänder-Cameras als die meisten anderen sind, denn sicher ist Linkshändern die Verschlußzeiteneinstellung am Drehrad um das Objektiv herum sympatisch, weil man die Objektivringe mit links bewegt. Dumm ist dabei nur, dass man mit links bereits fokussiert, und nicht gleichzeitig fokussieren und die Zeit einstellen kann. Während man mit rechts die Zeit einstellen und mit links gleichzeitig fokussieren kann, sofern das Zeitenrad nur leichtgängig genug ist, dass es es mit einem Finger bewegt werden kann - was sehr oft nicht der Fall ist.

Warum noch wurde es eine Pentax ME Super und keine Olympus? Zweitens hatten die Pentax Objektive einen besseren Ruf als Olympus, was die optische Leistungsfähigkeit betrifft, und wirkten auch mechanisch besser. Drittens war Olympus um gut ein Drittel teurer!

Um 2007 herum habe ich dann eine (letzte) Film-SLR zur regelmäßigen Benutzung gekauft, eine OM-4 (1984). Mit dieser war ich dann ganz zufrieden, bedienungstechnisch (und von der Leistung her sowieso). Bei ihr war das prominente ASA-Rad neben dem Auslöser abgeschafft worden, und die selten gebrauchte Filmeinstellung dorthin gelegt, wohin sie gehört (und Pentax sie seit 1973 hatte), rund um die Rückspulkurbel nämlich. An der freigewordenen Stelle ist bei der OM-4 die Belichtungswahleinstellung (Integral-, Spotmessung, Messung auf Lichter und Schatten). Das ist sehr praxisgerecht!

Aber ich habe auch zu kritisieren, wenn auch nichts entscheidendes, nämlich das LCD-Display im Sucher mit der waagrechten Balkenanzeige unter dem Sucherbild. Diese soll wohl intuitiv sein, ist aber vor allem eins: schlecht sichtbar. Schon bei Helligkeit, weil man unters Bild schauen muss. Ähnlich wie bei der NIKON F3 wo es LCD-Felder über dem Sucherbild gibt, weswegen die Profis alle den HP-Sucher zur Camera dazu kauften. Die OM-4 hat aber keine Wechselsucher. Bei Dunkelheit lässt sich die Displayanzeige beleuchten, aber das Birnchen dazu geht vielleicht kaputt, und dann steht man blöd da. Es ist nämlich nicht heraussschraubbar. Außerdem ist die OM-4 eine enorme Batteriefresserin - eine der schlimmsten, die ich erlebt habe. Die bei anderen Herstellern üblichen Zeiten- und LED-Reihen rechts oder links vom Sucherbild sind nicht nur die einfachere sondern auch bessere Lösung! Dass der Blendenwert im Sucher nicht sichtbar ist, ist ein eher systembedingtes, dennoch bei semiprofessionellen Cameras lästiges Manko : man kann ihn nicht optisch einspiegeln, da er die Blendenringe der OM-Serie vorne am Objektiv angebracht sind.  Umso netter wäre eine mechanische Übertragung gewesen, wie sie die Nikon F3 hat - allerdings in einer anderen Preisklasse.


Olympus OM4 m.
      40mm/2.0

Olympus
              40mm f/2 OM-System Diagramm
Das OM-System Zuiko Auto-S 40mm 1:2 ist ein gesuchtes Sammlerobjektiv, aber in meinen Augen überbewertet (anders als das 100mm 1:2 im Titelbild, das ist wirklich gut!)
Als Portraitobjektiv ist es recht gut und zeichnet freundlich und in der Bildmitte auch scharf. Die Leistung fällt zu den Ecken jedoch stark ab, was bei "Planar"-Objektiven mit überdehnten Bildwinkeln (kleinere Brennweite als 50mm) leider üblich ist. Die Einstellung der Blende am Filterring ist unüblich; mich hat sie nicht gestört, aber manche finden sie fummelig. Aber vor allem ist das "normale" 50/1.8 eigentlich bloß minimal größer und schwerer! Das 40/2 ist wahrscheinlich bloß deshalb selten, weil es damals, als es neu war, kaum einer haben wollte...

OM 40mm f/2

Olympus OM-4 mit
      50/3.5 Makro

Meine Liebhaberei zur Halbformat-SLR von OLYMPUS (Pen-F/FT) ist bekannt. Ich habe mit meinen F/FT Cameras sicher mehr Filme belichtet als mit der OM-4 (trotz der doppelten Bildmenge). An der F/FT-Serie finde ich bedientechnisch nichts auszusetzen; in meinen Augen waren sie fortschrittlichere Cameras als die OM-Serie..! Mit dem Zusatz: Zu ihrer jeweiligen Zeit.

Olympus FTL und OM-1 jeweils mit 50/1.8

Olympus FTL

Kommen wir zum merkwüdigsten Baby von Olympus, der FTL. Diese wurde 1971 (bloß 1 Jahr lang) produziert, und war eine Vollformat-SLR mit 42mm Schraubgewinde.
Merkwürdig deshalb, weil sie nicht recht in die Entwicklungsgeschichte der OLYMPUS Cameras passt, und es von Herrn Maitani zur FTL einige etwas  unklare Äußerungen gab - ich vermute, bewusst unklare, denn Maitani war ein erstklassiger Marketingmann und Promoter - an denen die Markenfans natürlich viel heruminterpretiert haben: angeblich war das Design eingekauft (aber bei wem?) oder sogar die Produktion outgesourced (aber an wen?)... So etwas profanes, wie M42 Cameras und Objektive kann Olympus doch unmöglich selbst hergestellt haben, oder?

FTL und Spotmatic
Olympus FTL neben der Pentax Spotmatic. Die FTL hat Offenblendmessung, die Spotmatic (1971) noch nicht - Offenblendmessung gab es bei PENTAX erst volle 2 Jahre später mit der Spotmatic-F..! Hätte Pentax für Olympus das Design einer Camera gemacht, die im Erfolgsfall ihren eigenen Produkten das Wasser abgegraben hätte? Die Spotmatic war mit M42-Objektivgewinde und Arbeitsblendenmessung 1971 (im 7. Produktionsjahr) nichts aufregendes mehr und ein Auslaufmodell, schlicht und ergreifend. Die Fotowelt wartete dringend auf etwas Neues vom SLR Weltmarktführer jener Jahre, und Offenblendmessung stand bei den Erwartungen ganz weit oben!

Wenn man die Cameras Pen-F, FTL und OM-1 nebeneinander liegen hat, kommt eigentlich kein Zweifel auf, dass die FTL keine Olympus sein könnte. Noch eins ist sichtbar: Soviel kleiner als die FTL ist die OM-1 nicht! Maitani nennt als Vergleichsmaßstab für die Größenreduktion der OM die Nikon F - aber diese war eine Profi-Camera, und kleinere als die Nikon F zu bauen war wirklich kein Kunststück. Der eigentliche Maßstab, an dem Olympus sich zu orientieren hatte, war der Marktführer PENTAX Spotmatic (und die MIRANDA war sogar noch kleiner!)

Ich bin erklärter Fan der SPOTMATICmit der SP-500 und dem SMC-Takumar 50/1.4 eines Freunds meines Papa habe ich im Alter von 12 Jahren fotografieren gelernt - aber ich stehe nicht an zu bezweifeln, dass die FTL die bessere Camera ist. Sie ist bedienungsfreundlicher und feiner gefertigt. Ob sie auch so robust und dauerhaft ist, sei einmal dahingestellt, da sind Zweifel erlaubt. Ich kenne aber nur einen anderen Hersteller, dem ich wirklich zutrauen würde, 1971 eine M42-Offenblendmessung-SLR für Olympus entwickelt und gebaut zu haben, und das ist... MIRANDA. Diese steckten zu der Zeit schon in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten und hätten jeden Auftrag angenommen (später gingen sie bankrott). MIRANDA baute in jenen Jahren sehr schöne SLRs, u.a. mit M42. Aber so richtig passt das auch nicht, denn ihre Cameras waren kompakter als die Spotmatic, d.h. niedriger. Warum hätten sie sie größer bauen sollen als ihre eigenen? Yashica und Cosina mit ihren "Ziegelsteincameras" jener Jahre ist es jedenfalls nicht zuzutrauen. Pentax nicht wegen des vitalen Eigeninteresses.

In solchen Fragen ist die einfachste Antwort meist die richtige (auch wenn sie den Markenfans am wenigsten gefällt): Design und Fabrikation der FTN erfolgten beide durch Olympus, und die Konstruktion war eine Art Reverse Engineering der Spotmatic mit Erweiterung um Offenblendmessung -- 2 Jahre bevor Pentax damit auf den Markt kam -- durch ein nicht Maitani unterstelltes Team. Und nachdem der Verkaufserfolg zu wünschen übrig liess und die M-1/OM-1 endlich fertig war, warf man buchstäblich alles was man hatte ins Marketing des neuen Systems und stampfte die FTL ein... diese Erklärung ist jedenfalls für mich die plausibelste --- Solange nicht aus den Archiven von OLYMPUS etwas anderes zu Tage tritt, falls denn jemand Interesse haben wird diesem Rätsel nachzugehen!

Pen FT und FTL
              -Detail
Logo
Details der FTN (neben Pen-FT)



contact:
taunusreiter -- yahoo.de

Bedienungsanleitung Olympus OM-4 (engl./deutsch/span./frz.) als ZIP (4942 kb)

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Externe Links:

Glänzender Vortrag von Maitani San über die Entwicklung der PEN und OM (From a seminar presented at the JCII Camera Museum on Saturday, October 29, 2005)
Olympus FTN - The Forgotten SLR, by John Foster