Klassische
Cameras meiner Sammlung
Some of my classical VOIGTLAENDER cameras *)
(c) Photos und Texte by Frank Mechelhoff
update Juli 2013
Die Konkurrenz: ZEISS Super Ikonta
Die Krönung:
BESSA-II mit Color-Heliar
Der Vorgänger: Bessa
Messucher von 1938
Das Heliar-Objektiv (klassische
Konstruktion)
Das Apo-Lanthar
zu den neuen BESSA Cameras und
Objektiven
*)
English
pronunciation something similar to "Foit-lander": The
correct transcription of the German "A Umlaut=Ä) is
AE, not A
VOIGTLÄNDER
BESSA
II mit COLOR-HELIAR 3.5/10,5cm
Obwohl als "Faltkamera" geführt, ist es eigentlich eine der
kleinsten echten Laufbodenkameras (6x9 Rollfilmformat) -
wenn man von der fehlenden Shift-Möglichkeit der Frontstandarte
und Mattscheibe absieht... Im Unterschied zu fast allen anderen
Faltkameras (von denen es auch keine einzige mit 5-linsigem
Objektiv gab) bewegt sich hier beim Fokussieren das gesamte
Objektiv auf der Standarte vor und zurück, was eine viel
ausgefeiltere Konstruktion erfordert.
Damit fiel der Nachteil der Frontlinsenverstellung weg, nämlich
die eingeschränkte Korrektur der Abbildungsfehler im Unendlich-
und Nahbereich bei sonst allen Faltkameras. Wie bei einer kleinen
Linhof, bloß kompakter... aber leider (durch den Faltmechanismus)
nicht so stabil und dauerhaft!
Dies war das letzte Modell der Bessa-Serie,
sozusagen die Krönung einer dreißig Jahre dauernden
Erfolgsgeschichte (allein die Namensgebung war ein
werbungstechnisches Meisterstück). Die ambitionierten Amateure und
Profis gaben sich jetzt immer mehr mit Kleinbild/ 35mm zufrieden -
und Voigtländer (wie auch Zeiss-Ikon) gab das 6x6 und 6x9 Format
auf. Leica's Slogan "Kleines Negativ, großes Bild" trug
jetzt Früchte. Damals vergösserte man bei "normalen Fotos" nicht
so stark. Bei 6x9 wurden üblicherweise nur Kontaktabzüge gemacht,
da reichte die Schärfe fast immer.
Die Bessa-II gilt noch immer als "landschaftsbilder-tauglich"
(nach meiner Erfahrung ist sie das nicht). Zudem ist sie
(unbestritten) fürs Format überaus kompakt und transportabel
(unter 1kg)
Als Hauptnachteil in der Praxis (wahrscheinlich schon damals) gilt
die empfindliche, leichte Konstruktion und der Klappmechanismus,
die keine zehntelmillimetergenaue Ausrichtung des Objektivs auf
die Filmebene zulassen, wie die hochwertigen Objektive das
eigentlich erfordern... und bei Kleinbild-Messucher- und
Spiegelreflexcameras selbstverständlich verwirklicht ist.
Daher auch die ständige Empfehlung auf mindestens f/8
abzublenden... was von den Objektiven her vielleicht gar nicht
immer nötig war.
Desweiteren ist die Handhabung, sagen wir mal,
gewöhnungsbedürftig. Bei Blick durch die winzige Sucheröffnung
sehen Brillenträger höchstens die Hälfte des Formats. Ca. 1/4 bis
1/3 des Felds ist sowieso durch den Balgen verdeckt - und die
Übereinstimmung Sucherbild-Negativ ist auch nur so ungefähr. Wenn
man dann fotografieren will, gilt es:
- Ausklappen des Objektivs
- Vorspulen zum nächsten Bild mit dem
großen Rad oben rechts. Dies ist schon ein Komfort-Fortschritt
zur Rändelschraube der Vorkriegsmodelle. Dabei das
"Rotfenster" in der Rückwand öffnen und auf die
Filmmarkierungen (Bildnummern) achten. Sie haben schon richtig
geraten, dabei fällt Licht durch die
Camera-Rückwand! Acht Bilder passen auf einen 120er
Rollfim. Bei manchen Filmen gibt es keine "Warn-Markierungen",
da erscheinen die Bildnummern ganz unvermittelt plötzlich -
und leicht hat man zu weit gespult (rückwärts geht es nicht)!
Das "Rotfenster" niemals in die Sonne halten - Licht kann
durch das Papier auf den Film durchleuchten, besonders bei
Farbfilm, das gibt wunderliche Flecken auf dem Negativ - und
sofort danach wieder schliessen. Gleich nach der Aufnahme
weiterzuspulen wie mit anderen Cameras üblich, ist nicht empfehlenswert,
weil längere Lagerung mit gespannten Film diesen durchbiegt -
6x9cm, da ist Filmplanlage kritischer als bei Kleinbildfilm.
Hinzu kommt, dass beim Auffalten der Camera Luft ins Gehäuse
strömt, und den Film mitreissen kann, was die Filmplanlage
zusätzlich verschlechtert.
- Belichtungsmessung mit
Handbelichtungsmesser durchführen, und überlegen welche
Verschlußzeit und Blende man verwendet. Beides vorn am
Objektiv einstellen.Obwohl diese Kamera eigentlich nicht
schwer ist: Glauben Sie nicht, dass sie eine 1/50s aus der
Hand halten können (besonders, wenn der Compur bloss noch
"halbes Tempo" macht, oder noch weniger)! Glauben Sie auch
nicht, dass mit einer Blende unter f/8 die Bilder wirklich
scharf werden!
- Nach Zeiteinstellung den Verschluß
spannen (das gezackte Rädchen vorne am Objektiv) - diese
beiden Schritte nicht in der umgekehrten Reihenfolge,
besonders wenn man die stärker gespannte schnellste
Verschlußzeit verwenden will.Wenn Sie all diese Schritte nicht
diszipliniert immer in der gleichen Reihenfolge durchführen,
sind Doppelte oder leere Bilder die zwangsläufige Folge. Es
gibt keinen Schutz durch irgendwelche Sperren dagegen! Spannen
Sie den Verschluß immer erst kurz vor der Aufnahme, und lagern
Sie die Camera nicht mit gespannten Verschluß - alte
Verschlüsse mögen so etwas generell nicht besonders...
- Scharfstellen mit dem großen, sanft
gleitenden Rad links oben und Kontrolle im Meßsucher. Wenn
dieser korrekt justiert ist, ist dies LEICA-mäßig bequem!
Durch den Sucher der Leica-II oder -III sieht man im übrigen
auch nicht viel mehr - im Sucher der PROMINENT von 1950
allerdings schon.
- Jetzt kommt's endlich: Auslösen mit
dem Hebelchen in der Seitentür, die im eingeklappten Zustand
das Objektiv schützt, mit dem linken (nicht etwa
rechten) Zeigefinder. Dabei aufpassen dass kein Finger der
kaum beschäftigten rechten Hand nahe beim Verschluß
ist und das zurücksausende Spannrädchen stört
- Es empfiehlt sich oft, die rechte Seite
des Objektivs (hinter dem Verschluß) mit Gefühl ein wenig nach
vorn zu drücken, weil der Mechanismus die Objektive oft nicht
perfekt parallel zum Film ausgerichtet halten kann. Häufig hat
man dann - besonders bei größeren Blenden - eine Bildhälfte
schärfer als die andere. 1950 hat man das nicht ganz so
kritisch gesehen, da man die Bilder meistens in Originalgröße
6x9 abgezogen hat... heute ist man so irrsinnig, Schärfe bei
10x und stärkeren Vergrößerungen zu erwarten!
- Vor dem Wiedereinklappen des Objektivs -
entriegeln mittels des großen Knopfs an der Standarte - den
Fokus auf unendlich stellen. Ansonsten kann etwas verklemmen,
oder es zu Schäden kommen! (obwohl die damalige Werbung
behauptet, man könne die Camera auch eingeklappt fokussieren)
Tja, so war das damals als diese Cameras neu
waren, vor 50 Jahren oder früher... freuen Sie sich dass Sie
inzwischen Farbfilm mit 200 oder 400 ASA bekommen können anstatt
mit 25, und in den meisten Fällen aus der Hand fotografieren
können! Und wenn Ihnen das alles zu umständlich erscheint, haben
Sie im Selbstversuch den Grund gefunden, warum Voigtländer von
diesen Cameras in den frühen 1950'er Jahren kaum noch welche
verkaufte! Das Cameraprinzip hatte sich in den 15 Jahren seit
1935 einfach überlebt. So ist das eben, wenn andere Cameras
besser werden - dann wird selbst für eine BESSA die
Luft dünn..!
Bessa-II mit Heliar (volles Format 56x86mm - scharf bis
in die Ecken)
Entfernungsmesser-Bessa
(Bessa-E) von 1935
Für diejenigen die schwarz bevorzugen..Voigtländer
Entfernungsmesser Bessa von 1935.
Das Vorgängermodell der Bessa-II, noch mit unvergütetem Objektiv
und getrenntem Meßsucher. Tolles "Art-Deco"/Streamline Style...
In der finstern Zeit des von oben verordneten schlechten
Geschmacks war dies die vermutlich coolste Camera...

Es gab sie mit Helomar (3-linsig), Skopar (4-linsig)
oder Heliar (5-linsig), für 147,-, 167,- oder 187,-
Reichsmark - und damit bloß halb so teuer wie eine
Messsucher-Leica-III mit Elmar, bei der der Entfernungsmesser
ebenfalls noch separat vom Sucher war.
Während die Leica jackentaschentauglich ist, passt die Bessa mit
ihren 740g zumindest noch in den Mantel.
Alle hatten sie den guten, teuren (zugekauften) Compur Rapid
Verschluss, mit Zeiten bis 1/400s - nach meiner Beobachtung heute
meist noch wesentlich öfters gut funktionierend und zuverlässig
als alle in der Nachkriegszeit verwendeten Nachfolger
Synchro-Compurs. Davon abgesehen dass sie noch "T" als zusätzliche
Einstellung haben und auch schöner sind!
Immer war ein vorklappbarer Gelbfilter dabei, wegen der damalig
blauempfindlichen Schwarz-Weiß-Filme



Link:
Anleitung (lesen, damit man sie nicht schon beim
ersten Öffnen oder Schliessen verbiegt und damit kaputtmacht!)
Die Konkurrenz aus
Dresden: Super-Ikonta

Die Konkurrenz zu Voigtländer, vom Äusseren
"altmodischer", eine Blendenstufe langsamer, technisch-konstruktiv
(Klappmechanismus) dabei vielleicht sogar solider: Die ZEISS-IKON
"Meßsucher-Ikonta" genannt Super wegen des 6x9
Bildformats. Das Tessar hat Frontlinsenverstellung (optimiert auf
mittlere Entfernungen), die hochklappbare Linse links neben dem
Compur-Rapid Verschluß hat einen Drehmechanismus und ist
Bestandteil des gekuppelten Meßsuchers, der hier nicht mit
drehbaren Prismen funktioniert. Eigenartig, aber funktionell - nur
wenn man vergisst ihn hochzuklappen gibt's kein Meßbild.
Das Tessar war das Spitzenobjektiv für die Ikonta - obwohl ZEISS
die Vergütung 1935 erfand, rüsteten sie die Mittelformatcameras
bis Kriegsende nicht damit aus.. vielleicht war die Kundschaft der
Faltkameras zu altmodisch und konservativ um den Nutzen
einzusehen... dann waren die Faltcameras aber auch ausgesprochene
S/W-Cameras. Dazu eignen sie sich auch heute noch ganz vorzüglich.
Was nicht heisst dass man mit ihnen keine Farbfilme belichten
kann. Auch mit den unvergüteten Linsen. Die Tessare waren dafür
bekannt, scharf in der Bildmitte zu sein ("Adlerauge" in
der Zeiss-Werbung) - die Bildecken interessierten damals nicht
weiter.
FAZIT: Zeiss-Ikon und Voigtländer, die ansonsten jeden
schmalen Streifen des Fotomarktes abgrasten, werden schon einen
Grund gehabt haben, die Produktion von Klappcameras
einzustellen. Diese waren, auch durch den Klappmechanismus,
mechanisch weniger robust und solide als Kleinbildcameras
(Mittelformat mit seinem schmäleren Schärfentiefebereich
verträgt weniger Toleranzen) sodass die Vorteile auf den
damaligen Filmen kaum oder gar nicht zur Geltung kommen konnten.
Zudem war die Bedienung aufwendiger und fehleranfällig. Durch
das "Rotlichtfenster" gelangte leicht Licht auf den Film. Es gab
keinen Schutz gegen Doppelbelichtungen. Auf einen Film passten
nur 8-12 Aufnahmen, und das Vorspulen dauerte zu lange. Und dann
fehlte die Möglichkeit Wechselobjektive anzusetzen, was die
Verwender hochwertiger, teurer Cameras erwarteten...
Der Weitwinkel-Versuch:
Bessa Weitwinkel Versuchskamera (ca. 1953)

Im Weitwinkelbereich gibt man dem Mittelformat
auch heute (2013) noch eine Chance, wie die
neuentwickelte Bessa-III W beweist.
Eine Versuchskamera gab es
dazu schon von Voigtländer Braunschweig um 1953 herum --
leider wurde sie nicht auf den Markt gebracht!
zu den neuen Voigtländer BESSA
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