Am 11.Juni 1952 meldete Albrecht Wilhelm
Tronnier ein 6-linsiges Weitwinkelobjektiv mit über 75°
Bildwinkel und einer Lichtstärke von über 1:5.0 zum Patent
an (DE1042264). Tronnier war damals freier
Mitarbeiter bei Voigtländer und bezog sich in der
Patentschrift auf eine eigene, 22 Jahre zurückliegende
Erfindung, das ebenfalls 6-linsige ANGULON, für
Joseph Schneider Kreuznach als er dort Leiter der Optischen
Technik war. Das neue Objektiv sei nicht nur lichtstärker
und weitwinkliger, sondern auch überlegen in der Korrektur
der Abbildungsfehler, besonders am Bildrand. Tronnier,
Meister der Logarithmentafeln und mechanischen
Rechenmaschinen im Vor-Computer-Zeitalter, lebte und
arbeitete überwiegend in Göttingen, 110 km von Braunschweig
entfernt, und erfand auch das Xenon, Ultron und Nokton. Ein Jahr zuvor hatte er ein ähnliches Weitwinkel, mit etwas kleinerem Bildkreis und geringerer Lichtstärke patentieren lassen, das unsymmetrisch aufgebaute, als ULTRAGON 1:5.5/ 115mm in Serie gegangene Objektiv, bloß 5-linsig, berechnet für den Bildkreis 5x7 Zoll. Für kleinere Bildkreise, insbesondere das verbeitete Mittelformat (6x6 bzw 6x9, die langgestreckten Panoramaformate waren damals noch nicht üblich) wurden beide nicht am Markt angeboten. Hier gab es das bewährte und kompakte Schneider Angulon 1:6.8/65mm, das aber schon etwas veraltet war und nur stark abgeblendet überzeugende Resultate brachte. Und es gab das neue Zeiss BIOGON (gerechnet von Ludwig Bertele): Noch weitwinkliger (90° Bildwinkel) - sehr scharf, aber auch deutlich voluminöser und schwerer, und deswegen an leichteren Reisekameras nicht zu verwenden. Das Biogon leitete einen, bis heute gültigen Paradigmenwechsel ein, hin zu bauaufwendigen und schweren Weitwinkelobjektiven. Ihm folgte das SUPER-ANGULON von Schneider und das GRANDAGON von Rodenstock. Ihnen wäre durch das reisekamerataugliche ULTRAGON eine scharfe Konkurrenz entstanden. |
![]() oben: Ultragon 60/4.5 - unten: Ultragon 115/5.5 ![]() |