voigtlaender  VOIGTLÄNDER - Historische Objektive
(c) Photos und Texte by Frank Mechelhoff                                   update Juli 2013

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zu meiner Bessa Faltcamera Sammlung
zu den neuen BESSA Cameras und Objektiven


Voigtländer Kleinbildobjektive

Spitzenobjektive zur PROMINENT (1950-1958)

NOKTON f/ 1.5 50mm
Nokton

Das lichtstärkste klassische Voigtländer Objektiv, in Produktion ab 1951. Vom Ruf her das beste f/1.5 Objektiv der direkten Nachkriegszeit - besser als ein Leitz Summarit f/1.5 - und dem Zeiss SONNAR mindestens ebenbürtig...7 Elemente/ 5 Gruppen mit aufgesplittetem Vorderelement - war der Durchbruch des Gauss-Typs in der hochlichtstarken Klasse. Die optische Fertigung war erste Klasse: Vorderes Kittelement und Vergütung sind auch nach über 50 Jahren fast immer noch einwandfrei!
 Nokton

Das NOKTON wurde für die PROMINENT RF als Top-Objektiv gebaut (Preis 1953
DM 595,- komplett). Wenige gab es für Leica Schraubgewinde, eine Handvoll für CONTAX Messucherbajonett...
Es war ein recht langes und großes Standardobjektiv zu dieser Zeit - und vermutlich war die hintere Schnittweite zu kurz um es ohne größere Designveränderungen für SLR mit davorgesetzten Zentralverschluß - Bessamatic - anzupassen
Fotos von http://www.designundphoto.de
Nokton

Unverständlicherweise versäumte es Voigtländer für die spätere SLR (Bessamatic) ein ähnlich lichtstarkes Objektiv anzubieten um den Anspruch zu unterstreichen die ambitionierten Amateure mit dieser Camera zu erreichen! Diese registrierten das sehr genau!

ULTRON 1:2/ 50mm inkl. Nachfolger

Standardobjektiv für die Prominent Meßsucher Camera ab 1950 - 6 Elemente/ 5 Glieder anstatt der üblichen 4 bei klassischen Gauss-Typ, dann auch für die 35mm Kompaktklasse gebaut: Vito/ Vitomatic/ Vitessa  jeweils als Spitzenobjektiv der Serie. In den frühen 1950'ern galt das ULTRON - eine Weiterentwicklung des XENON das A.W. Tronnier in den 1920'er und 1930'er Jahre für Schneider Kreuznach konstruiert hat - dem früheren Leitz Summitar f/2 and Summicron f/2 der ersten Generation überlegen. Die optische Auflösung des Ultron 2/50 von 1949 betrug bei Blende f/4 in der Bildmitte 3 my, also 165 Linienpaare pro mm - eine Leistung die auch von den Nachfolgern nicht übertroffen wurde und das Wiedergabevermögen typischer Filmemulsionen übersteigt. Zeitgenössische akademische Quellen beschreiben das Ultron mit doppelte Auflösungskraft verglichen mit dem Tessar Typ. Das Ultron gehört zu den 10 besten jemals gebauten Standardobjektiven. Das Design wurde später (als erstes von Pentax, 1958, mit dem bekannten 55/1.8) millionenfach kopiert und weiterentwickelt. Anfänglich wurde wohl auch ein Ultron 50/1.9 erprobt, wohl aus Marketing-Gründen mit dieser Lichtstärke-Angabe. Indes ist von A.W.Tronnier überliefert, kein Freund solcher "Mätzchen" (ungerade Brennweiten- und Lichtstärkeangaben) gewesen zu sein.

1.  Generation: Voigtländer Ultron 2/50mm
2.  Generation : Carl Zeiss Ultron 1.8/50
3.  Generation: Voigtländer (d.h Rollei) Color-Ultron 1.8/50mm
Ulron first version
Ultron Icarex
Color-Ultron
Ultron 2/50mm  erste Version (1950)
250g, 52mm Filter, küzeste Distanz 0,9m
Carl Zeiss Ultron 1.8/50 : nur für Zeiss-Icon/ Voigtländer Icarex (BM and TM) und SL-706 (1968-1972). Hier die M42 Version mit Adapter (mit Springblendenübertragung) an einer Rolleiflex SL35. Die ganze Icarex-Objektivserie wurde in Braunschweig (d.h. von Voigtländer) gebaut.
Zurück zu einem (gering gekrümmten) konvexen Frontelement - Color-Ultron 1.8/50 - 1970-1995 (auch als Rollei Planar für QBM mount vermarktet) - meistens Made in (Rollei) Singapore


Ultron Prominent
ULTRON in Prominent Meßsucher Fassung

Zeiss
                Ultron
(Zeiss Ultron an Rolleiflex) 

ColorUltron_early (Frühe Version)
Ultron
Niemals überboten: 6-linsiges Objektiv in Compur Zentralverschluß montiert, für eine Kompaktcamera! Wirklich, dies waren die letzten besten Jahre in denen Voigtländer zu den drei besten der Welt gehörte...
Vermutlich um die hintere Schnittweite zu erhöhen (Platz für den SLR Spiegel) wurde ein konkaves Front element eingefügt  - ein sehr seltenes Design zu dieser Zeit und (wie mir Dr. Albrecht Tronnier mitteilte) aus einem Witz entstanden: Frank Back in New York meinte, ein Objektiv müsse wohl immer  mit einer Konvex-Linse anfangen, darauf antwortete Dr. A.W. Tronnier, das nächste werde er mit einer Hohlfläche machen.
In Publikationen wies ZEISS-Ikon/ Voigtländer darauf hin dass diese Konstruktion "computerberechnet" erfolgt sei. Voigtländer hatte seit Mitte der 50'er Jahre Computer zu optischen Berechnungen benutzt. Auf einem englischen Prospekt aus dem Jahr 1956 findet sich ein ZUSE-Rechner im Hintergrund.
Color-Ultron_late
(Späte Ausführung)


COLOR-SKOPAR f2.8 oder 3.5 50mm

Skopar

Das Skopar war eine Variante des Tessar und wurde 1949 - kurz vor dem Heliar - vergütet und neu berechnet als Color-Skopar neu herausgebracht (US-Patent 2573511). Es war auch ein renommiertes Mittelformat (MF) Objektiv zur BESSA Faltcamera (1:3.5 80mm und 105mm)

Color Skopar
                3.5/50
Wechselobjektiv für Prominent Meßsuchercamera 1:3.5/ 50mm

Die linke Abbildung zeigt unten die chromatische Aberration (Farblängsfehler) im sichtbaren Spektrum in Winkelsekunden. Null chromatische Abweichung bei Spektrallinie h (~4070 AE), d (5880AE) und C-A' (6570 AE), d.h. quasi-apochromatische Korrektion. Die übrige maximale Abweichung über das gesamte sichtbare Spektrum beträgt 1.5 Winkelsekunden. 1 Winkelsekunde entspricht 1/ 162.000 der Objektivbrennweite, d.h. erst bei 400-facher (!) Vergößerung (also 96cm x 144cm) wird  ein Farbsaum von 0.1mm , bei Sehweite 25cm gerade noch (nicht) sichtbar!

Als Objektiv für die 6x9 Camera Bessa-II ist das Color-Skopar (4-Linser, siehe oben) dem Heliar eher vorzuziehen, wenn bestmöglicher Kontrast zählt. Nach einer Mitteilung von Albrecht Tronnier (Sohn des Konstrukteurs), dem hierfür gedankt sei: "Nach den Farb-Restfehlern hat das Color-Skopar von 400 bis 800 mmy Null Abweichung (angulare Lateral-Abweichung) bei Linie h = etwa 407 mmy, bei d =etwa 587 mmy und bei etwa 656 mmy, also für 3 Farben je 0 Abweichung. Das ist üblicherweise ein Apo-Chromat, zumal auch Farb-Querfehler bei Koma und Astigmatismus beseitigt sind. Deshalb sind Negative brillianter und deutlich kontrastreicher als Negative die mit dem Color-Heliar aufgenommen sind."

Schärfeleistung und Kontrast waren sehr gut, zumindest vergleichbar mit dem ZEISS Tessar. Manche Mittelformat-Fotografen bevorzugen es bis heute gegenüber dem Heliar wegen seines größeren Gesamtkontrasts. Für die PROMINENT Camera war dieses Objektiv in der Grundausstattung immerhin DM 100,- billiger als das Ultron. In Zeiten wo diese Summe einen halben Monatslohn oder mehr ausmachte begnügten sich viele damit! Aber es war auch 1 oder 1,5 Blendenstufen lichtschwächer und das war in zeiten niedrigempfindlichen Farbfilms auch ein gewichtiges Argument.

Gesamtes Objektivprogramm zur Prominent

Name
Preis DM
(1955)
Linsen/ Gruppen
(Type)
Diagramm
kürz. Entf.
Meter
Filter mm
Ultragon 5.8/24

mit Spiegelkasten/
angeblich in 10 Exemplaren hergestellt
Nicht in Serie genommen (aus gutem Grund...!)
Ultragon

100
Skoparon 3.5/35
220,-
5/4 (Retrofocus-Tessar)
Skoparon


Ultron 2.0/50
249,-
6/5 (Gauss)
siehe oben


Nokton 1.5/50
300,-
7/5 (Gauss)
siehe oben


Color-Skopar 3.5/50
124,-
4/3 /(Tessar)
siehe oben
1.0

Dynaron 4.5/100
200,-
6/4 (Tele)
Fokussierung durch Frontgliedverstellung
 Dynaret


Telomar 5.5/100

5 (Tele-Anastigmat) - mit Spiegelkasten und doppelten Hintergliedern.
Fokussierung durch Frontlinsenverstellung
Telomar

Super-Dynaron 4.5/150


Super-Dynaron



Fazit: Verglichen mit den Objektivprogrammen von LEICA, ZEISS, CANON und NIKON sind nur nur die Normalobjektive überzeugend und konkurrenzfähig. Die Wettbewerber hatten sowohl lichtstärkere 35mm Objektive und benutzbare Super-Weitwinkel von 21 oder 25 und 28mm im Programm. Vollständig fehlen lichtstarke Teleobjektive, die bei der Konkurrenz auch ohne umständliche Spiegelkästen wie beim Telomar sicher fokussierbar waren.

Spitzenobjektive zur BESSAMATIC/ ULTRAMATIC SLR Serie (1958-1969)

SEPTON 1:2/ 50mm

Septon
Offenbar wurde das einzlne dritte Element des Ultron in zwei verbundene Elemente aufgesplittet, dann das erste und zweite Element geringfügig modifiziert, um es passend zu machen für die nur 22,5mm enge Objektivöffnung der Zentralverschluß-SLR. Ein ungewöhnlicher Gauss-Typ.
Nur in
Bessamatic/ Ultramatic Bayonet (ganz chrom oder chrom mit schwarzem Blendenring)
Bessamatik
Septon
Septon 

Wahrscheinlich passte das ULTRON nicht vor den Spiegel und Zentralverschluß der Bessamatic SLR Camera Serie (lange Schnittweite erforderlich) und erforderte daher eine Modifikation, die das ULTRON zum SEPTON (Siebenlinser) machte.

Objektivprogramm zur Bessamatic/ Ultramatic

Name
Preis DM
(1964)
Linsen/ Gruppen
(Type)
Diagramm
kürz. Entf.
Meter
Filter mm
Skoparex 3.4/35
215,-
6/5 (Retrofocus erweit. Triplet)
Skoparex
1.0 /
(Serie 2: 0.6)
40.5
Skopagon 2.0/40
440,-
9/6 (Retrofocus Gauss)
Skopagon
0.9
54
Color-Skopar 2.8/50
125,-
4/3 /(Tessar)
siehe oben
1.0
(Serie 2: 0.6)
40.5
Septon 2.0/50
298,-
7/5 (Gauss)
siehe oben
0.9
54
Dynarex 3.4/90
270,-
4/3 (Gauss-ähnlich)
Dynarex 90
2.0
40.5
Dynarex 4.8/100
140,-
6

(1960-1962)
Dynarex100 100mm
1.0
40.5
Super-Dynarex 4.0/135
235,-
4/3 (Tele)
Super-Dynarex
4.0
40.5
Super-Dynarex 4.0/200
525,-
5/4 (Tele)
Super-Dynarex
8.5
77
Super-Dynarex 5.6/350

7/6 (Tele)
S-Dynarex
28
95
Zoomar 2.8/36-82
795,-
15/11 (Zoom)
Zoomar
1.3
95

Objektive1

Objektive

Fazit: Bedingt durch den engen Zentralverschluß, waren die Wechselobjektive leider nicht besonders lichtstark - trotz teilweise enorm großer Voderlinsen und Filtergrößen. Dass die Zentralverschlußöffnung enger war als bei der PROMINENT muß als Fehlkonstruktion und Geburtsfehler der gesamten Bessamatic/ Ultramatic Serie angekreidet werden.
Die Nahentfernungsgrenze war größer, verglichen mit der Schlitzverschluß-Konkurrenz (0.45m bei 55m; 0.85m bei 85mm Brennweite); angeschnittene Portraitaufnahmen sind so nicht möglich.
In Bezug auf den Gewinnsituation war die SLR Serie bereits ab 1962 kein Erfolg mehr - wahrscheinlich war den meisten Kaufinteressenten der Zentralverschluß zu kompliziert, die Design-Rückischten nicht verständlich, die ganze Camera damit zu kompliziert, teuer und schwer verglichen mit den Japanern. Verglichen mit der zweiten Zentralverschluß-Familie innerhalb des Zess-Ikon/Voigtländer Konzerns, der Contaflex,  konnte man die Objektive als Ganzes auswechseln und hatte wenigstens zwei lichtstärkere (f/2.0) zur Auswahl, nämlich das Septon und das teure Skopagon, im Gegensatz zu f/2.8 bei der Contaflex.
Im Ganzen handelte man sich, außer wenn man diese beiden Objektive benutzte, für den Vorteil bei allen Verschlußzeiten blitzen zu können, nur Nachteile ein - wozu auch das hohe Gewicht und der hohe Preis zählten.

Am besten verkaufte sich die erste Bessamatic (215.000 Stück), gefolgt von der -CS (22.000) und der low-cost  Variante -m (9.300). Alle Ultramatic Versionen erreichten zusammen 35.500 Stück. Nicht viel für eineProduktionsserie von mehr als 10 Jahren... Ab Mitte der 1960'er gingen auch die Verkaufszahlen der Mitte der 50'er Jahre gutverkauften konzerninternen Konkurrenz Contaflex in den Keller. Das System Zentralverschluß-SLR hatte sich überlebt.

...zum letzten Saurier von Voigtländer:  Ultramatic-CS (1969)

 Ultramatic


MITTEL- UND GROSSFORMAT-OBJEKTIVE


HELIAR - der Voigtländer Klassiker schlechthin

Ein vom Triplet abgeleitetes Objektiv mit 5 Elementen in 3 Gruppen - verwandt mit dem TESSAR, jedoch zusätzlich mit gesplittetem Frontelement. Entwickelt im Jahr 1900 durch Dr. Hans Harting, später Vorstandsmitglied bei ZEISS und noch im Alter von 78 aus der Pension zurückgerufen um VEB Carl Zeiss Jena nach den Kriegs- und Reparationsverlusten wieder ans Laufen zu bringen, dann Ehrenmitglied der Akademie der Wissenschaften in (Ost-) Berlin (DDR)
Das Design wurde in der Frühzeit mehrfach geändert, zuletzt nach dem Krieg durch das Entwicklungsteam unter der Leitung von Dr. A.W. Tronnier 1952 zum COLOR-HELIAR. Ein einfaches, harmonisches Design mit nur geringen Linsenkrümmungen. Beschränkung auf das Wesentliche war zu Beginn der 1950'er am Markt aber nicht mehr unbedingt gefragt und wirkte daher angestaubt. Das HELIAR fürs Mittelformat (MF; 6x9 cm) hatte 1:3,5 105mm. Gute Schärfe aber weicher Gesamtkontrast, besonders bei voller Öffnung. Das HELIAR gilt als eins der besten Objektive für Portrait- und Landschaftsfotografie. Im Großformat (LF) gab es die Brennweiten 15cm, 18cm, 21cm, 24cm, 30cm, 36cm und 42cm mit 1:4,5 - damit wurden Formate von 9x14cm to 21x27cm abgedeckt. Dr. Tronnier wollte die Leistung des Heliar auch bei offener Blende verbessern, wie schon beim Skopar, wurde aber vom Voigtländer-Direktor Adolf Oehme daran gehindert: dieser bestand auf der werbewirksamen "duftigen Schärfe" bei offener Blende, die in Wahrheit aus einer Unterkorrektur von Koma und Astigmatismus bestand. Es wurde dann als zusätzliche Objektivreihe ("Apo-Lanthar") vermarktet.

Auch die Amerikanischen KODAK-Rochester Werke bauten HELIAR Typen für MF und LF in den 1940'ern und 1950'ern die ebenfalls noch einen unangefochteten Ruf genießen. Japanische Hersteller wie Pentax and Nikon behielten das HELIAR Design eine lange Zeit bis in die 1980'er als Makroobjektive auch für Kleinbild im Programm (typischerweise 1:4.0/100mm) bis der Markt nach lichtstärkeren Makroobjektiven verlangte.

Bis 2001 gab es niemals ein Voigtländer HELIAR Kleinbildobjektiv - dann baute COSINA eine "limited edition" in Leica screwmount (1:3,5/ 50mm) und deren erstaunliche Leistung - vergleichbar mit dem besten Leica Summicron - fügte dem Ruf des HELIAR ein wahrscheinlich letztes Ruhmesblatt, im 100. Jahr seiner Konstruktion, hinzu.

Heliar 1900
Heliar
              1950
Heliar_ZI
Heliar 1902 - nach Naumann
Color-Heliar 1950 - Voigtländer Schrift "Letzte Aktualisierung". Die hintere Linsenfläche ist zur Blende/Verschluss hin immer plan, wie dieses Bild zeigt
Heliar-Design (Großformatobjektiv) nach einer Zeiss-Ikon Broschüre der 1960'er (??)

Heliar
              1935
Heliar in Compur Rapid Zentralverschluß, ENTFERNUNGSMESSER-BESSA 1935 - das ist eine coole Faltcamera für 6x9cm Rollfilm (120er)

Color
              Heliar
Ihre Nachfolgerin ist die BESSA-II: vergütetes COLOR-HELIAR, berühmte (und teuere) Ausführung der Faltcamera...

HELIAR Großformatobjektiv 15cm (deckt 10x13cm mit ein bißchen Verstellreserve) in Compur-Press Zentralverschluß (Größe Nr.1), Baujahr 1945 - eine der ersten mit Vergütung. Vielleicht brachte sie ein US Army Fotograf aus dem besiegten Deutschland mit nach Hause - zurückgebracht 2003.
Color-Heliar
Spätes Color-Heliar 1:3.5/105 mit Synchro Compur für Linhof Technika u.ä. MF (6x6, 6x9). An der stabilen Standarte einer Technika angebracht, taugt es besser als an klapprigen Falt-Bessas.



APO-LANTHAR - der "Heilige Gral"...


Apo-Lanthar
Apo-Lanthar 1:4.5/105 von 1952 in neuerem Synchro-Compur
Ein echter "Fan" würde so etwas natürlich nie mit un-behandschuhten Fingern berühren...

In der photographischen Industrie werden langjährige Ladenhüter von Leuten die damit Geld machen wollen, oft im Nachhinein zu Legenden hochstilisiert. Diese sollen dann im "New Old Stock" Zustand (weil sie drei Jahrzehnte im Schaufenster oder im Regal standen) ein vielfaches des ehemaligen Neupreises wert sein, den damals schon niemand zahlen wollte. Sie werden dann meist ganz plötzlich billig für denjenigen, der von der Totalräumung eines pleite gegangen "Traditions-Photogeschäfts" profitiert, und das traurige Spiel geht wieder von vorn los...
Das "legendäre" Voigtländer APO-LANTHAR ist, trotz 20-jähriger Produktionsdauer, nur in geringen Stückzahlen verkauft worden, davon am seltensten in der praktischsten, d.h. MF (6x6, 6x9) Brennweite 105mm. Letzteres erklärt sich dadurch, dass die s.g "Fach"-Kameras in Deutschland ein abgeschotteter Markt war, normalen Amateuren unzugänglich. Und die "Fach"-Fotographen wussten durchaus, dass ein sechslinsiges SYMMAR vergleichbar scharf, aber universeller einsetzbar (3 Objektive in einem) und preiswerter war.

Entwickelt
aus dem fünflinsigen Color-Heliar und mit demselben Linsenschnitt, jedoch mit Lanthan-Glas mit besonders hohem Brechungsindex und geringer Dispersion, in den letzten großartigen Jahren von Voigtländer, war das Apo-Lanthar das erste apochromatische (d.h. für Farbfehler in drei, anstatt der üblichen zwei Hauptfarben korrigierte) Objektiv der Welt. Wie oben dargestellt, war bereits das vierlinsige Color-Skopar apochromaten-ähnlich. Dies wurde von der Werbung allerdings nicht groß herausgestellt, um den Verkauf der Heliare für die Bessa-II nicht zu gefährden. Heutzutage werden viele "APO"-Objektive mehr aus Marketinggründen als Apochromaten bezeichnet ohne wirklich welche zu sein.

Das 105mm Apo-Lanthar zeichnet, anders als das Color-Heliar derselben Brennweite, überraschenderweise auch 4x5 Inch Grossbildformat (LF) knapp aus, ist also eigentlich ein leichtes Weitwinkel !

Trotz der schönen (cremigen, aber doch scharfen) Bilder die es macht: Weil mir der Aufwand mit LF zu hoch ist, habe ich selten damit fotografiert, und es in einer Startpreis-1EUR-Auktion verkauft. Es ging zu einem horrenden Preis in den Osten, wo wohl mehrere glaubten eine Bessa-II damit pimpen zu können, deren Preise gerade ins Uferlose abgehoben waren, aufgrund der Nachfrage reich gewordener Chinesen. Wer dann so eine Camera hat, wird allemal feststellen - um von den miserablen Suchern mal gnädig zu schweigen, dass sie vom Reissbrett weg mechanisch zu instabil sind, um schärfere Bilder damit zu bekommen als, sagen wir mit einem guten Ultron, und sie in der Vitrine ihren besten Platz haben. Da machen sie sich zugegebermaßen sehr nett... (LINK: Handling Bessa-II)

Apo-Lanthar
Beim Apo-Lanthar ist auch das hintere Element mit S/N versehen, weil vordere und hintere Hälften einzeln aufeinander abgestimmt sind. Bei sehr geringen Stückzahlen ist so etwas fertigungstechnisch möglich, wenn auch nicht unbedingt wirtschaftlich.
Das in der Bessa II eingebaute Apo-Lanthar (mit sonst gleichen Daten) hat eine schlankere Fassung und kleineres Filtergewinde -- damit die Faltcamera noch zu geht


ULTRAGON - der letzte seiner Art...
Eine nette Randnotiz ist das Ultragon, ein spät (1950/51) entwickeltes Weitwinkel mit bis zu 80° Bildwinkel.
Hier hatte A.W.Tronnier sein 1930 für Schneider entwickeltes ANGULON übertroffen, das später zum SUPER-ANGULON modifiziert wurde - womit es dann mit der Kompaktheit dieses Objektivtyps leider vorbei war. Das (gleichzeitig durch L. BERTELE für ZEISS entwickelte) BIOGON (mit größerem Bildwinkel von 90°) war noch größer. An kleinen kompakten Reisekameras waren diese Objektive nicht, oder nur unter großen Einschränkungen benutzbar. Um die Verkäufe des Biogons nicht zu schwächen, wurde das Ultragon nur in einer größeren Brennweite/ Bildkreis als die Biogone auf den Markt gebracht, und auch bald wieder eingestellt. Bis heute hat sich nichts daran geändert dass Weitwinkel-Großformatobjektive unhandliche, schwere Konstruktionen sind. Das Ultragon war als Reisekamera-Weitwinkel "der letzte seiner Art"..

Ultragon 115mm
Ultragon 1:5.5/115mm - Leider nur für 4x5 oder 5x7 LF auf den Markt gebracht.
Ultragon
                60mm
Nur für eine Versuchskamera produziert: Bessa Ultragon 1:4.5/60mm für 6x9 (Link zur Extra-Seite dieser Camera).
Der Verschluss ist ein (Mini!) Compur 000 - wie in der Klapp-Vitessa!
Mit dem 24mm Ultragon für die Prominent haben diese Konstruktionen außer dem Namen nichts gemeinsam

FAZIT

So schade es ist: Heute muß man sagen dass Voigtländer  mit der Vervollkommnung der Mittel- und Großformat-Objektive am Markt vorbeientwickelte - denn der Markt wollte Kleinbild und zwar möglichst lichtstarke Objektive.
ZEISS-IKON tat dann nach der Übernahme von Voigtländer 1956 auch das richtige, als sie die Produktion der Faltcameras und die Weiterentwicklung der MF- und LF-Objektive einstellte - obwohl letztere noch, in minimalen Stückzahlen, bis zur Werkschliessung 1972 vertrieben wurden. Es war dies eine "halbe" Maßregel, wie sie typisch, und fatal war für die Entscheidungen des ZEISS-IKON/Voigtländer Konglomerats.. 



Wie alt ist meine Voigtländer Camera?

Schau nach der Seriennummer auf dem Objektiv - eingeprägt auf dem Frontring, seitlich, oder hinten (Filmkammer öffnen). Dann schlag in dieser Liste nach!

Wieviel ist meine alte Camera wert?


Das hängt in erster Linie von der Seltenheit, dem aktuellen Zustand (funktional/ äußerlich), und - am wichtigsten - der Nachfrage unter Sammlern ab. Manche Cameras von bestimmten Herstellern sind sehr gesucht, andere von anderen Marken fast gar nicht, obwohl es vielleicht auch keine schlechteren, manchmal sogar bessere Cameras sind. Es hängt auch immer davon ab was Du von Deiner Camera weißt, besonders ob und wie sie funktioniert. "Ich habe keine Ahnung ob sie funktioniert oder nicht und verstehe nichts von Cameras" in einer Artikelbeschreibung für ein bekanntes online-Auktionshaus mindert den Wert ganz schnell und erheblich - jedenfalls für Interessenten wie mich, die nicht gern die Katze im Sack kaufen. Man kann sagen dass für 98% der vorhandenen Cameras, wenn etwas wichtiges kaputt ist wie Verschluß oder Aufzug, der Preis einer Reparatur den durchschnittlichen Wert übersteigt, es also günstiger ist ein Exemplar zu erwerben dass (noch) funktioniert. Man kann als zweites sagen dass rund 75% aller alten Cameras irgendeinen mechanischen Defekt haben der die Funktion beeinträchtigt - manchmal mehr, meistens weniger. Drittens gibt es keine Camera die nicht für irgendeinen (meist mehrere) Arten von Defekten anfällig ist, den oder die man als Benutzer kennen, und als Verkäufer auch darüber Auskunft geben können sollte. Erste Schlußfolgerung: Wenn Du wirklich keine Ahnung von Cameras hast, solltest Du keine verkaufen wenn Du mehr als 20 Euro Erlös erwartest. So einfach ist das. Stattdessen solltest Du sie von jemand verkaufen lassen der sich damit auskennt, oder in ein Photogeschäft geben das Kommissionsverkäufe macht...

Eine Antwort auf die Frage kann immer gegeben werden: Sie ist wert was Du dafür ausgeben würdest um sie wieder zu bekommen, oder Dein großzügigster Interessent willig wäre zu bezahlen. Wenn Du keinen Interessenten finden kannst ist sie wahrscheinlich nichts wert. Das bekannte online-Auktionshaus kann diese Frage ultimativ klären, und dann musst Du sie zu diesem Preis verkaufen... Wenn Du sie nicht verkaufen willst weil Dir daran etwas liegt, ist die Beantwortung der Frage wieviel Geld sie bringen könnte, überflüssig. Geh und kauf einen der Kataloge wie Kadlubek  und schlag nach (mir ist mein Geld dafür zu schade, dafür kaufe ich lieber Film, Cameras oder Objektive). Und falls Du sie jemals verkaufen willst oder musst, bete dass Du die dort genannte Summe in echt bekommst.. 



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Der Niedergang des Hauses Voigtländer

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