NIKON F3 vs. Pentax LX

copyright by Frank Mechelhoff                                           neu Feb. 2024

Pentax LX, Nikon F3

Pentax hatte seinen Anteil am Profimarkt, zuerst mit der S-Serie (seit etwa 1959, als das Magazin LIFE für seine Fotografen Pentax SLRs kaufte), dann mit der Spotmatic, der ersten marktgängigen SLR mit TTL-Belichtungsmessung (ab 1964).
Für Pentax sprach allgemein das universelle M42-Objektivgewinde und das größte Zubehör- und Objektivprogramm weltweit. Anders als andere Camerahersteller verzettelte man sich nicht: man hatte  e i n Produkt am Markt, die Spotmatic 35mm SLR. Wer sparen musste, bekam abgespeckte Modelle (ohne Belichtungsmessung, ohne Selbstauslöser, ohne 1/1000s...) der im Grunde gleichen Camera, von denen insgesamt 4,4 Millionen produziert wurden.
Ende der 1960'er geriet Pentax jedoch technologisch ins Hintertreffen, denn es gab bei Pentax keine Belichtungsautomatik (wie bei Konica), keine Offenblendmessung (Nikon) oder wechselbare Sucher (auch Nikon). Profis und große Agenturen, Zeitungen etc. kauften nun alle Nikon.
Hingegen Profis die Mittelformat fotografierten (120er Rollfilm), arbeiteten gern mit der 6x7 (ab 1969), eine Art aufgeblasener Spotmatic und doppelt so schwer. Eine ernsthafte Konkurrenz für Hasselblad und die Zeiss Linsen. Die NASA kaufte Nikon und Hasselblads für die Raumflüge.


Pentax LX
                  Nikon F3

Mit dem (ursprünglich für Zeiss Oberkochen) neu entwickelten K-Bajonett stellte man 1975 eine neue SLR-Reihe vor, mit der K2 als Spitzenmodell mit Zeitautomatik, und KX mit Nachführmessung mit Offenblendmessung - beide wiederum ohne Wechselsucher. Nikon hielt zur gleichen Zeit mit ihrer neuen F2 am Konzept der "Photomic"-Wechselsucher (mit eingebauten Meßzellen) fest, was den Vorteil hatte die Camera "upgraden" zu können hinsichtlich Sucheranzeige und Empfindlichkeit der Meßzellen entsprechend dem Stand der Technik. Nikon verkaufte mit ihrer Proficamera doppelt soviele wie Herausforderer Canon mit ihrer (1971) F-1, deren CdS-Meßzelle im Body lag. Bei schwachem Licht waren die Silizium- und Gallium-Meßzellen überlegen und auch schneller. LED im Sucher reagierten schneller und waren bei Dunkelheit besser sichtbar als die herkömmlichen Zeigermeßwerke, auch günstiger in der Produktion und weniger stoßempfindlich. Überall hielt Elektronik Einzug, auch zur Zeitensteuerung der Schlitzverschlüsse. Mit der ME stellte Pentax die erste kompakte, vollautomatische SLR ins Regal der Händler und konnte an die alten Erfolge der Spotmatic wieder anknüpfen. Zugleich wurden in einem ungeheuren Kraftakt die SMC-Takumar Objektive (die schon immer zu den kleineren und leichteren im Markt gehörten, trotz hervorragender Verarbeitung und Finish) nochmals verkleinert (M-Serie) und größtenteils neu gerechnet. 1980 brachte man dann endlich eine separate Profi-SLR mit Wechselsuchern heraus, die LX.
Ebenso wie Nikon 1971 auf die Canon F-1 mit ihrer erneuerten F2 reagierte, reagierten sie jetzt auf die LX - die Antwort war die F3. Beide boten Zeitautomatik (die erste SLR mit dedizierter Programmautomatik kam erst 1981 auf den Markt).


Nikon F3
                  vw. Pentax LX

Die abgebildeten Cameras sind etwas speziell: Pentax LX "Color Dial" mit farbig ausgelegten Verschlusszeiten- und Belichtungskorrektur/ASA-Rad, für den Japanischen Inlandsmarkt individuell bestellbar, und Nikon F3"P "(für "Presse/Professional") ohne Selbstauslöser und mit gummiertem (regengeschützten) Auslöser. Die F3P gab es
ebenfalls nur in Japan, nur mit extraweitem HP-Sucher und mit Motor zu kaufen. Dieser ist aber hier aber abmontiert und statt der motorgekuppelten Rückwand, die über die Bodenplatte nach unten ragt, eine Data-Rückwand montiert.

Diese Cameras stellen den zeitlichen Endpunkt meiner Sammlung dar. Warum? Sie sind sozusagen der entwicklungsmäßige Höhepunkt der manuellen Film/KB-SLR: Mit Spannhebel für Filmtransport, manuell einzustellender Schärfe, die Gehäuse aus Metall. Will man rein mechanisch gesteuerte Cameras ohne Belichtungsautomatik und ganz ohne Abhängigkeit von Batterien, muss man die Grenze 10 Jahre vorher setzen. Dort ist sie schlechter abgrenzbar, aufgrund der sehr schnellen technologischen Entwicklung der Jahre um 1970. Dagegen kamen die Entwicklungen
nach 1980 langsamer, die Modellwechsel dauerten länger, und die Stückzahlen am Markt wurden beträchtlich kleiner -- bis zur Ablösung durch DSLR -- sie bilden somit auch marktmäßig und industriegeschichtlich eine Zäsur. Die Camerahersteller mussten die Gürtel enger schnallen und das Markensterben (Übernahmen) begann von Neuem. Von den großen, stolzen PENTAX Werken mit zehntausenden Arbeitern ist heute nichts mehr übrig.

Was kam nach 1980: die Programmautomatik, der Filmtransport mit ins Gehäuse eingebauten Motoren, Autofocus, Plastik als Gehäusematerial, und zum Schluß, die Ablösung von Film durch digitale Sensoren. Auch Pentax und Nikon machten mit, behielten ihre F3 bzw. LX trotzdem weiter in Produktion bzw. im Verkauf - rund 20 Jahre lang! Nikon brachte immerhin 1988 eine Profi-SLR mit Autofocus und Motor heraus, die F4 - Pentax jedoch verlor das Rennen um technologische Neuerungen; ihre LX war zugleich ihre 
l e t z t e
Profi-SLR. Sie wurde auch in bescheidenerer Stückzahl verkauft: 230.000 Stück gegenüber noch rund 750.000 mit der F3. Mit der F4 sanken die Sückzahlen weiter.

Pentax LX
                  Nikon F3

Ken Rockwell schreibt, die F3 wäre eine "F2 mit Elektronik", aber das stimmt so nicht. Die
F2 war wenig mehr als ein Update auf die F, aber die F3 eine komplett neu durchkonstruierte Camera. Revolutionär war sie nicht, die F3, sie bot weniger Neuerungen als die spätere F4. Aber es war die erste vollständig von Batterien abhängige Profi-Nikon. Sind sie leer, bleibt nur der "Notauslöser" auf der Vorderseite mit 1/60s. Die Pentax LX hingegen ist ohne Batterien von 1/2000 - 1/75s voll benutzbar, weil deren schnelle Zeiten mechanisch gesteuert werden, und bloß die langsamen elektronisch. Beide haben Schlitzverschlüsse mit Titan-Verschlusstüchern mit horizontalem Ablauf, also "traditionell" - die Pentax löst leiser aus, dafür ist der Nikon-Verschluss angeblich bis 150.000 Aufnahmen getestet (garantiert wird dies nicht). Beide haben kein Messing/Stahlchassis mehr sondern sind aus leichten Alu-Legierungen gebaut, an deren Dauerhaltbarkeit es jedoch keinen Zweifel gibt. Die Nikon F3 verfügt erstmalig über einen kleine angebaute Griffmulde, während die Pentax mittels separater, anschraubbarer Griffe aus dem Systemzubehör aufrüstbar ist, darunter einem Holzgriff der vom Benutzer zurechtgefeilt werden kann. Die Pentax hat überdies spezielle Trageösen für spezielle Tragriemen, u.a. auch zum Tragen im Hochformat (wie bei der Leica M5).

Pentax LX

Abgesehen hiervon ist die Pentax LX (außer, dass sie kleiner und leichter ist) der Nikon F3 noch in folgenden Punkten überlegen /

Vorteile der Pent
ax LX:
Nikon F3
Vorteile der Nikon F3:
 
Pentax LX
                  Sucherbild
Sucherbild Pentax LX - verschiedenfarbige LED ähnlich wie bei ME Super

Nikon F3
              Sucherbild
Nikon - die Sichtbarkeit der Informationen ist mit dem Standardsucher miserabel

Während Pentax früher ziemlich kleine und Nikon eher große und schwere Cameras und Objektive baute, waren die Unterschiede nun nicht mehr ganz so auffällig: Die Nikon F3 wiegt mit Standardprisma 700g (F2
ohne Photomic-Sucher 750g), mit dem HP-Sucher 762g, die Pentax LX 565g (und liegt damit in der Größe zwischen der alten "K"-Serie und ME Super). Dafür schafft es Nikon nun auch kompaktere Objektive zu bauen, z.B. das abgebildete (*1978) AI-s Nikkor 1.2/50 ist tatsächlich minimal leichter als das (*1975) SMC-Pentax (nicht M) 1.2/50 - beide sind etwa gleichwertig, wurden aber im sehr ausführlichen Praxistest von Walter E. Schön (Color Foto 6+7/80) vom älteren Canon FD 1.2/55 SSC übertroffen. In der Regel wurden die Cameras mit den 1.4/50mm Objektiven gekauft, wo das SMC-M Pentax das kompaktere, leichtere und die neuere Rechnung ist.

Nach 40 Jahren: Heute (2024) muss man sagen dass die LX immer noch die ausgefeiltere Camera ist, berichtsweise aber eher zu Defekten neigt
("Sticky-Mirror")
als die F3, weswegen empfohlen wird, die letzte (3.) Version zu kaufen. Beide sind grundsätzlich und vergleichsweise zuverlässige, langlebige Cameras. Defekte betreffen leider oft die Elektronik und sind kaum mehr zu reparieren, weil es keine (ungebrauchten) Ersatzteile mehr gibt.

Pentax LX Technische Broschüre
Nikon F3 - Benutzerhandbuch

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