CANON SLRs der 1970'er Jahre (II)
(c) Frank Mechelhoff
NEU Jan.2024
Canon AL-1 - die
erste mit "Halbautofokus"...
Über die Bedeutung
der zwischen 1976 und 1984 gebaute CANON A-Familie
und deren wichtigstes Mitglied AE-1 können Sie hier
nachlesen. Als die Baureihe ihr Lebensende eigentlich
erreicht hatte, wurde 1982 noch ein Modell nachgeschoben,
die AL-1. Auf dem Markt war sie nur kurz
erhältlich, denn im Frühjahr 1984 wurde sie bereits wieder ausverkauft
- in
Deutschland zu DM 299,- ohne Objektiv, während die gute alte
AE-1 immer noch DM 405,- kostete.
1982 wurde das Einsteigermodell AV-1 mit
Zeitautomatik ohne manuelle Einstellmöglichkeit, immer rund 1/3
billiger angeboten als die AE-1, abgelöst. Stattdessen gab es
jetzt ein neues Modell, die AL-1 -- warum?
Ein Jahr zuvor hatte Pentax die ME-F
herausgebracht, erste Autofocus-SLR im Kleinbildformat
weltweit. Der Autofocus funktionierte jedoch bloß mit
einem einzigen Objektiv, das mit einem Fokusmotor ausgestattet und damit recht
unhandlich war. Mit allen anderen Objektiven (zwischen
24 und 300 Brennweite und einer Lichtstärke nicht unter f/5.6
sowie einer Beleuchtungsstärke nicht unter EV 4-5,5
funktionierte es als Schärfenanzeige mit Richtungsindikator zur
Fokussierung, und war somit eigentlich nicht unpraktisch.
Prohibitiv war allerdings der Preis, das 1,5-2 -fache des
Ausgangsmodells ME-Super...
CANON setzte dem die AL-1 entgegen, die
von vornherein nur den Fokusindikator hatte;
man verzichtete dabei auf eine Verbindung zum Objektiv für
irgendwelche motorische Scharfstellung (was ja auch eine
weitgehende Modifikation des FD-Bajonetts erfordert hätte). Das
Ganze nannte Canon Quickfocus=qf, also
nicht zu verwechseln mit ql=Quickloading, das gab es vorher
schon.
Im Vergleich dazu, das Sucherbild
der Pentax. Offenkundig die Ähnlichkeit in der Lösung,
aber auch das schmalere Meßfeld der Canon, und das aufgeräumtere
Sucherbild durch konsequentes Weglassen der sonstigen
Scharfstellhilfen Microprismenring und Schnittbildindikator.
Als zweites spendierte man der AL-1 noch einen
schön griffiges Zeitenwählrad mit manuellen
Einstellungen von 1/1000 bis 1/15s und "B" zusätzlich zu "A"=
Zeitautomatik. Und da man die Blendenautomatik der AE-1
weiterhin als das "überlegene System" gegenüber der
Zeitautomatik erklärte - mit der die Mehrheit der
Konkurrenzmodelle ausgestattet war - blieb man auch mit
dem Verkaufspreis auf demselben Level (USA 465 $). Ich frage: War
die AL-1 damit nicht ein tolles Angebot??
Die AL-1 in schwarz mit der AE-1 in chrom. Beide
Modelle, ergonomisch hervorragend, gab es auch in der jeweils
anderen Farbe (schwarz kostete immer Aufpreis). Die oberen
Gehäusedeckel sind aus Polykarbonat und sehen bloß wie Metall aus.
Der Robustheit tut dies keinen Abbruch.
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Was leider
nicht für den Batteriedeckel gilt;
dieser ist ebenso futzelig und bruchanfällig - wie bei der
Pentax ME-F (Es gibt Reparatursets zu kaufen!)
Der Batteriedeckel der AE-1 ist ja leider auch
nicht viel stabiler...!
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Oder man setzt einen Winder an, der den Deckel
abdeckt: Power Winder A bzw. A2, d.h. wie bei der AE-1.
Die ganze elektronische Steuerung brachte CANON mit 3V
Spannung fertig, durch 2x AAA Micozellen im
filmtransportmotorartigen, schön handlichen Batteriegriff -- die
AE-1 braucht 6V Bordspannung, und deren Batterien sind teurer und
halten weniger lang!
Bei alldem blieb die AL-1 noch leichter als die AE-1 (513 anstatt
565 Gramm), nämlich auf dem Niveau der AV-1
Die Bedienungsanleitung weist noch darauf hin, dass man den
Blendenring der Objektive nicht auf "A" (bzw. "o") stellen darf,
weil die AL-1 natürlich keine Blendenautomatik hat. Wie bei der
AE-1 gibt es keinen Hinweis im Sucher auf eventuell
manuell eingestellte Belichtung!
Bedingt durch die kurze Produktionszeit und der geringen
Vermarktung blieben die Stückzahlen der AL-1 vergleichsweie
bescheiden - die Rede ist von 200.000 bis 450.000 Stück - im Vergleich zu 90.000 der
Pentax ME-F (bzw. 80.000) - aber diese nach
Seriennummern geschätzten Zahlen halte ich für zu hoch, wenn ich
mir den Gebrauchtmarkt ansehe - besonders im Vergleich zur AV-1,
deren Volumen ebenfalls bei 200.000 Sttück liegen soll...
Das Autofocus-System der AL-1 wurde auch nicht eingestampft wie
bei Pentax, sondern fortentwickelt mit dem neuen
Spitzenmodell T80 (1985) - das freilich auch nur eine
Zwischenlösung bis zur Umstellung auf das EF-Bajonett war...
Minolta baute
übrigens ein Jahr später (1983) ebenfalls eine SLR mit
Fokussierhilfe nach ähnlichem Prinzip, verkaufte sie aber nur in
Japan - die X-600.
Persönliche Anmerkung:
Für mich ist die AL-1 die letzte "klassisch"
aussehende, manuell bedienbare CANON SLR. Hätte ich sie 1983
gekannt, wäre ich vielleicht auf CANON umgestiegen anstatt auf
MINOLTA (X-700). Mit der Zeitautomatik plus der manuellen
Zeiteneinstellung (Zeitenrad) hätte sie einen dicken Pluspunkt
bei mir gehabt. Ich verkaufte damals meine PENTAX ME Super genau
deswegen weil sie an ihrem hakeligen Mittelschalter und den
"Impulstasten" für manuelle Einstellung festhielten. Ich möchte
nicht wissen wieviel Marktanteil Pentax allein deshalb verlor.
Nicht jeder konnte sich ja eine neue LX leisten -- ich jedenfalls
nicht...
English Summary:
The Canon AL-1
was a late addition to the A-Family, added 1982 (the T-series
started in 1983) and sold less than its older brothers. It
based on a AV-1 with aperture priority mode, but added manual
speeds on a nice classic speed dial (1/1000-1/15 + B) and a
focus indicator visible in the finder with 3 colored LEDs
(green and red) how to turn focus, similar to the Pentax ME-F
which had appeared one year earlier. These two features made
it a quite unusual CANON SLR in its era. The field of focus
measure was marked in the screen with a small rectangle
instead of the usual split image/ prism ring. The feature was
named quick focus=qf (not to confuse with ql=quick loading)
and enhanced to a full autofocus in the next top-model (T80).
The AL-1 also had added a nice solid grip reminding to a
film transport motor but contains the batteries (2x
AAA-cells). So it worked at 3V whereas the others required 6V
voltage. As like with the AE-1, the battery door was a bit
fiddly and tends to break if not handeled with great care.
Bedienungsanleitung (Link)
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