Bis zur Markteinführung dauerte es dann noch bis
zum März 1971.
Was war geschehen?
CANON hatte in den 1950'er Jahren mit ihren Messsuchercameras einen sehr guten Ruf erworben und sich zu einem zahlen- und qualitätsmäßig führenden Camera- und Objektivhersteller in Japan gemausert. Aber leider in den 1960'ern das SLR-Geschäft komplett verbockt, mit Konstruktionen die am Markt vorbeigingen (Canonflex, Pellix...), und mehr und mehr Marktanteil verloren - gegen Erzrivalen NIKON und sogar Newcomer PENTAX. Zu Anfang der 1970'er hielten hauptsächlich noch die Kompaktkameras und Tischrechner das Geschäft aufrecht. Mit der CANON FT (QL) war man 1966 endlich wieder auf dem richtigen Dampfer angelangt. Indes, mehr als eine Pentax Spotmatic (1964) bot sie auch nicht, sie war eine etwas schwere und große, ganz normale SLR mit Nachführmessung bei Arbeitsblende, wie sie jeder große Hersteller im Programm hatte. Nach dem Übergang zum FD-Bajonett verbesserte man sie (auch 1971) zur FTb (mit Offenblendmessung), da war sie dann eine wirklich gute, robuste, erschwingliche SLR...
Was bot das Spitzenmodell CANON F-1 nun Neues gegenüber der, immerhin schon seit 1959 gebauten, Nikon F ?
Neben der vorerwähnten 1/2000s in erster Linie
eine abklappbare Rückwand - man stelle sich vor, Nikon F-Nutzer
mussten bei Verwendung der - immer mehr in Mode kommenden -
großen klobigen Motoren (die noch externe über sperrige Kabel
angeschlossene Batterieteile hatten!) - zum Filmwechsel immer
erst den Motor abschrauben! Bei 6 Bildern pro Sekunde hatte der
Fotografen-Assistent die Hände voll mit Arbeit!
Drittens, die TTL-Belichtungsmessung in der Camera anstatt im wechselbaren Sucher, d.h. serienmäßig mit dem kompakten Standardprisma. Das hatte Vor- wie Nachteile. Vorteil: die Camera geriet kleiner und leichter, da die mit dem Verschlußzeitenrad der Camera gekoppelten "Photomic"-Sucher die NIKON F schwerer und klobiger machten. Nachteil: Ging am Meßinstrument etwas kaputt, oder wollte man ein anderes/neueres, war der Tausch günstiger (die Photomic Sucher kosteten etwa 1/3 soviel wie eine komplette Camera). Wobei die Verbesserungen bei bei den Photomic-Suchern der Nikon F unbestreitbar gewesen waren.
Viertens, die FD-Objektive waren fast
alles neue optische Berechnungen und in der mechanischen
Qualität Nikon ebenbürtig oder überlegen. Sie waren überdies
unkompliziert anzusetzen, d.h. ohne sie vorher auf Blende 5.6
einzustellen vor dem Wechsel und dann
"Rechts-Links-Ritsch-Ratsch" - was bei NIKON der Preis für eine
beispiellose Vorwärts-Rückwärts-Kompatibilität von Objektiven
und Cameras war, wo CANON Fehlanzeige bot....
Sucheranzeige
Canon F-1 Klassische Nachführbelichtungsmessung mit Nachführzeiger (Match Needle). Ziemlich kleine, unbeleuchtete Anzeige, im Dunklen kaum noch zu erkennen, und nur Verschlußzeiten-, ohne Blendenanzeige! Als Zubehör gab es zum Beleuchten der Skala dann einen Illuminator zum Aufstecken (mit Knopfzelle). Dies entsprach dem Standard der Nikon F/FTN von 1968. |
Auch sonst war die CANON F-1 der Nikon F vor
allem ähnlich - was bei deren zeitgenössisch
guter Ergonomie ja kein Fehler war: Ungefähr gleich groß (mit
Stanardprisma), gleich schwer, mit dem Auslöser weiter vorn am
Gehäuse, wo er besser platziert ist. Sogar der Name war ähnlich.
NIKON schlief allerdings auch nicht, nach Vorstellung der Canon F-1. Bloß 6 Monate nach deren Markteinführung, im September 1971, präsentierten sie ihr Update, sinnigerweise F2 genannt..:
- Auch 1/2000s Spitzenzeit,
- Auch den Auslöser vorne auf dem Gehäusedeckel,
- Auch abklappbare Rückwand (das wurde langsam wirklich
Zeit, Pentax hatte sie schon 1957 gehabt)
- Auch Batterie in der Camera, anstatt im
Sucherprisma,
- allerdings keine TTL-Messung im Cameragehäuse.
Dazu wurden weiterhin Photomic-Sucher benötigt, die ihrern Strom
aber aus dem Cameragehäuse bezogen und bereits mit 1.5V Batterie
(statt Quecksilber 1.35V wie bei Konkurrenz und
Vorgängermodellen) und besser im Dunklen (EV 1-17 anstatt EV
2.5-18 bei der Canon F-1 - bzw. bis EV -3.5 mit einem speziellen
Prisma genannt "Booster
T Finder").
Wie schon beim Vorgängermodell verbesserte Nikon
die Photomic-Sucher in rascher Folge hinsichtlich
Lichtempfindlichkeit und Sichtbarkeit der Sucherinformationen,
und war schon 1973 in Funktion und Ergonomie wieder vorne. Die
Namensgebung der F2 Camera erfolgte gemäß den verbauten
Photomic-Suchern ähnlich wie bei der F. Wie gesagt, die
separaten Prismen boten auch Vorteile - in einem Segment mit
sehr langen Lebenszyklen!
Camera und Jahr |
Sucherprisma |
Typ |
Nikon F2 (1971) |
DE-1, einfaches Prisma ohne
Belichtungsmessung |
any F-mount |
Nikon F2 Photomic
(1971) |
DP-1 EV 1-17, Zeigerwerk (mittig), mit
Zeit- und Blendenanzeige. Abwinkeln des
Schnellschalthebels schaltet den Belichtungsmesser ein.
Zur Beleuchtung der Sucheranzeige gab es ein Zubehör
(DL-1) mit Knopfzelle (FTN 1968-74 hatte EV 2-17 und keine Blendenanzeige) |
F/ Pre-AI |
Nikon F2 S
Photomic (1973) |
DP-2 EV -2-17 (also drei
Stufen lichtempfindlicher als der Vorgänger) und mit zwei roten
LEDs statt Zeiger sowie Kontakten zum optionalen
Blendensteuer-Motor DS-1 |
F/ Pre-AI |
Nikon F2 SB
Photomic (1976) *** |
DP-3 mit drei roten LEDs und Silizium-/SPD- statt CdS-Zelle | F/ Pre-AI |
Nikon F2 A Photomic (1977) |
DP-11 wie DP-1 aber für AI | F/ AI |
Nikon F2 AS Photomic (1977) *** |
DP-12 wie DP-3 aber für AI |
F/ AI |
***= Letzte Versionen
Frage: Mit welchem Sucher soll man
eine Nikon F2 kaufen?
Antwort: Wem Belichtungsmessung in der Camera "egal" ist,
mit dem Standardprisma oder den belichtungsmesserlosen
Sonder-Suchern (Lupe, Sportprisma u.ä.)
Wer überwiegend Non-AI Objektive hat, oder generell Objektive
die NonAI-kuppelbar sind, also mit den Hasenohren auf dem
Blendenring, sollte zum DP-2 oder DP-3 Prisma greifen bzw. F2S
bzw F2SB. Nur wen es nicht stört, dass NonAI-Objektive
bloß mit Arbeitsblende zu gebrauchen sind, oder wer keine NonAI-
oder keine mit Hasenohren hat, der sollte eins der
letzten Modelle (vorzugsweise DP-12) kaufen. Die
Marktbeobachtung zeigt, dass dies offenbar der geringere Anteil
ist, denn die Nikon F2AS ist meist günstiger zu haben als eine
F2SB..!
Die CANON F-1
Prismen wurden hingegen nicht weiter entwickelt, und
insbesondere der Ein-/Aus-Schalter wurde als
nachteilig empfunden. Die Nikon F2 war so mit Recht erfolgreicher. Eher eine "sanfte Weiterentwicklung" der F statt ein grundlegend neues Modell, verkaufte sie sich 816.000 mal in 10 Jahren, also fast soviel wie die Vorgängerin (862.200 in 10 Jahren). Die Canon F-1 dagegen (mit 380.000 in 11 Jahren) schaffte es nicht NIKON vom Thron zu stoßen. |
Bild: Canon F-1 "Montréal 1976" mit zeitlich passendem 1.2/55 S.S.C.
Und das Umgekehrte wie 1971 passierte dann 1980:
Canon machte ein "Update": Canon New F-1
- und Konkurrent NIKON ein komplett neues Modell, die F3.
Und Nikon blieb weiter die Nr.1: die Canon New F-1 wurde nur
250.000 mal verkauft, in 10 Jahren, die Nikon F3
hingegen 750.000 mal, und erst im Jahr 2001 eingestellt.